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Ruhesessel (Vorzustand)
Reinigung der Fassung
am Ruhesessel
Der Ruhesessel wurde im Auftrag von Maximilian II. zwischen 1847 und 1849 für den Königsbau der Münchner Residenz neu angefertigt. Er war seit dem Zweiten Weltkrieg in einem Depot der Schlösserverwaltung auf der Plassenburg eingelagert. Die Entscheidung der Museumsabteilung, das Objekt im gereinigten und nur gegen weitere Schäden gesicherten Zustand in der Ausstellung "Pracht und Zeremoniell" (München von Setember 2002 bis Februar 2003) zu zeigen, wurde vom Restaurierungszentrum gerne umgesetzt.
Im Zuge der rein konservatorischen Maßnahmen wurde konsequenterweise auf Ergänzungen oder gar eine Aufpolsterung mit Neubezug verzichtet. Die Spuren des historischen Wandelns sind so ablesbar geblieben. Bei allen späteren Übermalungen wurde die weiß-goldene Farbigkeit der Erstfassung wieder aufgegriffen. Die Textilien wurden mehrfach durch neue ersetzt: an den stark belasteten Armlehnen öfter als in weniger beanspruchten Partien. Der älteste blaue Bezugstoff ist nur in wenigen Resten und kaum wahrnehmbarer Originalfarbigkeit erhalten.
Alle Textilien sind stark beschädigt, die Fassung an vielen Stellen abgeplatzt, Zier- sowie Funktionselemente (Lesepult, Fußbank) verloren und Eisenteile verrostet. Es war sehr aufwändig das Möbel zu reinigen, die Fassung zu festigen und die zerfetzten, zum Teil mutwillig zerstörten Textilien wieder auszurichten, zu glätten und wo nötig in ursprüngliche Positionen zurückzuversetzen.
Durch die vorgenommenen Maßnahmen ist es nun wieder möglich, Stoffmuster abzulesen und die Qualität der Fassung wahrzunehmen, ohne dass neue Ergänzungen den Eindruck verfälschen. Es bietet sich auch die Möglichkeit die Konstruktion des Möbels nachzuvollziehen. Am Objekt sind mehrere Felder mit Verschmutzungen auf dem Weiß und an einer Stelle auf dem Gold belassen, um zu zeigen, wie verunreinigt der Stuhl beim Beginn der Arbeiten war.
Blick in die Ausstellung
"Pracht und Zeremoniell"
Im Ausstellungszusammenhang wurde der Kontrast zwischen der gealterten Substanz des Ruhesessels und den neu gefassten weiß/goldenen Möbeln, die aufgrund von Reparaturen in den 70er / 80er Jahren neue Anstriche und Textilien bekamen, deutlich: Seine Vergoldungen wirken lebendiger bzw. dezenter und daher edler, als das sehr massiv wirkende Gold der auf Hochglanz polierten Neuvergoldungen.
Dies hängt auch damit zusammen, dass das Gold am Ruhesessel, wie bei traditionellen Vergoldungstechniken durchaus üblich, noch mit einem originalen Überzug versehen ist. Den vorwiegend im Königsbau verwendeten neuen Damastbezügen fehlt der Charme und das Detailreichtum alter handgewebter Seidendamaste, die zwar in ihrer Farbigkeit verblasst sind, aber in Hinblick auf ihre handwerkliche Qualität unvergleichbar sind.
Auch aufgrund der positiven Resonanz von Besuchern, die während zahlreicher Sonderführungen Einblick in die Objektgeschichte bekamen, ist die Idee entstanden, das Stück im jetzigen Zustand zu belassen, denn nur das unverfälschte Möbel berichtet über alte Materialbeschaffenheiten und Herstellungstechniken, frühere Überarbeitungen und auch über die Vorlieben des königlichen Besitzers. Diese würden mit einer rekonstruierenden Restaurierung wesentlich beeinträchtigt, teilweise sogar verloren gehen.
In einem Aufsatz der Antiquitätenzeitung (Heft 3/2003) mit dem Titel "Spurensuche am Ruhesessel von Maximilian II. – Umgang mit einem Fragment" können weitere Details zu dem besonderen Objekt nachgelesen werden.
Fotos: Bayerische Schlösserverwaltung
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