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Tapisserierestaurierung

Mit annähernd 300 Tapisserien besitzt die Bayerische Schlösserverwaltung die größte Sammlung dieser Art in Deutschland und betreut damit zugleich einen der weltweit bedeutendsten Bestände. Nicht nur aufgrund ihrer enormen Herstellungskosten hatten diese wertvollen Luxustextilien bereits in früheren Jahrhunderten einen sehr hohen Stellenwert. Als Materialien fanden nur ausgesuchte Seiden- und Wollfäden Verwendung. Zudem wurden für Wirkteppiche erlesener Qualität sogar Silber-  und Goldfäden eingearbeitet. Herausragendes Beispiel hinsichtlich materieller und technischer Qualität war schon zur Zeit ihrer Entstehung Anfang des 17. Jahrhunderts die Otto-von-Wittelsbach-Folge der Münchner Residenz.

Die Tapisserierestaurierung bildet seit 1988 einen Schwerpunkt der Erhaltungsaufgaben der Schlösserverwaltung. Zu den vielfältigen Tätigkeiten zählen die konservatorische und restauratorische Betreuung des Gesamtbestandes sowohl in den Schauräumen der Schlösser als auch im Tapisseriendepot in Nymphenburg. Neben aufwändigen Restaurierungen nach modernsten konservatorischen Richtlinien hat in den letzten Jahren die schonende Präsentation im historischen Raumkontext der raumhohen und teils schweren Tapisserien zunehmend an Bedeutung gewonnen. Um die im Laufe der Jahrhunderte brüchig gewordenen Fasern zu entlasten, werden die Wirkteppiche an ihrem ursprünglichen Standort heute auf eigens entwickelten, konservatorisch geeigneten Schrägsupporten präsentiert, die individuell an den historischen Raumkontext angepasst werden und somit auch denkmalpflegerische Anforderungen erfüllen. In den Raumensembles stellt diese schonende Art der Hängung eine besondere gestalterische Herausforderung dar, denn ein neutrales und zurückhaltendes Erscheinungsbild dieser Stützkonstruktion und die zugleich nötige Anpassungsfähigkeit an Räume unterschiedlichster Prägung sind eine Grundvoraussetzung. Da bei dieser Art der Präsentation der Wirkteppich vor der Wand hängt, ist zugleich eine ausreichende Hinterlüftung gewährleistet, die einen schädigenden Feuchtigkeitsstau sowohl in der Tapisserie als auch an der Wand verhindert.

In Räumen, die die Schlösserverwaltung für verschiedenste Veranstaltungen nutzt, ist eine Dauerpräsentation von Originalen aus konservatorischer Sicht nicht vertretbar. Als Lösung wurde die Erstellung moderner Substitute von Wandteppichen entwickelt. Diese Aufgabe wird ebenfalls von der Tapisserierestaurierung betreut. Die Fertigung ästhetisch ansprechender und qualitativ hochwertigster Reproduktionen in Großbilddrucktechnik ist aufwändig und erfordert viel Fingerspitzengefühl hinsichtlich Farb- und Materialwirkung im neuen Medium. Der technische und finanzielle Aufwand ist jedoch gerechtfertigt, da es so gelingt, die wertvollen Originale nachhaltig zu schützen und die ausgewählten Räume dennoch ansprechend zu präsentieren. Als Beispiel sei hier auf den Festsaal im Schloss Dachau verwiesen, wo ein ursprünglich für diesen Saal hergestellter Wirkteppich durch eine hochwertige Reproduktion ersetzt wurde.


 
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