Presse > Pressearchiv > Schloss Nymphenburg > Pressemitteilung
18. Oktober 2021
Bis Mitte November bietet die Bayerische Schlösserverwaltung den Besucherinnen und Besuchern des Marstallmuseums in Schloss Nymphenburg eine besondere Attraktion: Noch etwa drei Wochen lassen sich Restauratorinnen bei der Arbeit über die Schultern schauen. Sie reinigen den Krönungswagen von Kurfürst Karl Albrecht. Dabei verwenden sie einen neuentwickelten Reinigungsschaum, der gründlich den Schmutz entfernt und dabei besonders schonend für das Kunstwerk ist. Mit dem wertvollen Kaiserwagen fuhr Karl Albrecht nach Frankfurt, wo er 1742 als Karl VII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt wurde. Das Marstallmuseum ist täglich von 10–16 Uhr geöffnet.
Die über 40 Kutschen und Schlitten aus Wittelsbacher Besitz im Marstallmuseum zu reinigen ist eine große Herausforderung. Die mit der Zeit verschmutzten historischen Oberflächen sind bisher überwiegend trocken gereinigt und abgestaubt worden. Nur ein kleiner Teil der ausgestellten Fahrzeuge wurde bisher einer intensiven, restauratorischen Reinigung unterzogen, da der technische und zeitliche Aufwand für eine solche Reinigung mit Pinsel und Wattestäbchen bei mehreren hundert Arbeitsstunden je Fahrzeug liegt.
Auf Initiative von Heinrich Piening, Leiter der Möbelrestaurierung und des Labors der Bayerischen Schlösserverwaltung, können die Restauratoren bei der Reinigung nun neue Wege gehen. Sie reinigen das wertvolle Kunstgut mit Schaum. Dieser in Kooperation mit den Universitäten Stuttgart und Straßburg-CNRS entwickelte Schaum hat eine spezielle Zusammensetzung und ist sehr fest. Die Schaumbläschen bewegen sich permanent und „wischen“ so über die Oberfläche. Dabei nehmen sie die Verschmutzung wie Staub und Fett auf. Nach einer kurzen Einwirkzeit wird der „schmutzige“ Schaum vorsichtig komplett von der Oberfläche abgesaugt. Dieser neu entwickelte Schaum ist besonders schonend und hat keine Nebenwirkungen auf das Kunstwerk. Er reinigt gründlich auch äußerst empfindliche Oberflächen. Zudem lassen sich bis zu 90% der Reinigungslösungen einsparen und die verwendeten Materialien sind nahezu vollständig biologisch abbaubar.
1742 wurde der bayerische Kurfürst Karl Albrecht in Frankfurt als Karl VII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt. Die prächtige Karosse nutzte er für seinen glanzvollen Einzug in die Stadt. Der „gläserne Wagen“ stellte einen fahrbaren Thron dar, der den Kaiser als Stellvertreter Gottes auf Erden präsentierte. Nicht nur die großen Glasscheiben, sondern auch die vergoldeten Bronzen und reich bestickten Textilien waren äußerst kostbar.
Hergestellt wurde die Prunkkarosse um 1721/22 in Paris, vermutlich in den Werkstätten der königlichen Manufaktur der Familie Gobelin. Karl Albrecht zahlte 100.000 Rheinische Gulden für seinen Kaiserwagen. Das entsprach mehr als neun Jahresgehältern des Oberststallmeisters, der eines der höchsten Ämter am Hof ausübte.
Weitere Informationen zum Nymphenburger Schloss finden Sie unter www.schloss-nymphenburg.de.
Mit über 40 repräsentativen Kutschen und Schlitten aus Wittelsbacher Besitz dokumentiert das Museum 300 Jahre fürstliche Wagenbaukunst. Prunkgeschirre, kostbares Reitzubehör und historische Bilddokumente lassen die höfische Welt des Reisens und Repräsentierens lebendig werden. Das Museum zeigt außerdem die weltweit einzigartige Sammlung an Fahrzeugen von König Ludwig II.
Das Marstallmuseum war bis zum Zweiten Weltkrieg in der großen Reithalle (heute Marstalltheater) am Marstallplatz nahe der Münchner Residenz untergebracht. 1950 wurde das Marstallmuseum in den ehemaligen Stallungen des Nymphenburger Schlosses eingerichtet. Das Marstallmuseum zählt zu den bedeutendsten seiner Art weltweit.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Außenverwaltung in Nymphenburg kümmern sich mit viel Sorgfalt und Mühe nicht nur um das Schloss Nymphenburg mit seinem großen Schlosspark und den Betrieb der beiden Fontänen, sie sind zudem für die Parkburgen Amalienburg, Badenburg, Pagodenburg und Magdalenenklause sowie das Marstallmuseum und das Museum "Nymphenburger Porzellan" zuständig. In der einmaligen Kulisse von Schloss Nymphenburg können zudem aufwendig restaurierte Veranstaltungsräume vielfältig genutzt werden (u. a. für Konzerte, Tagungen, Feiern). Auch die Blutenburg und der Hartmannshofer Park werden von dieser Außenverwaltung betreut. Knapp 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen – teilweise hinter den Kulissen wie beispielsweise in Gewächshäusern und Werkstätten – für ein einmaliges Schlosserlebnis und einen angenehmen Besuch im Schlosspark.
Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Franziska Wimberger
Pressesprecherinnen der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon 089 17908-160 und -180, Fax 089 17908-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 18. Oktober 2021
Facebook Instagram Blog der Schlösserverwaltung YouTube