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13. Mai 2020
„Am 22. Mai 1720 fiel in Würzburg der Startschuss für ein gigantisches Bauprojekt: Der Grundstein für die neue Residenz von Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn wurde gelegt“, teilt Finanz- und Heimatminister Albert Füracker anlässlich des anstehenden Jubiläums mit. Vor 300 Jahren entstand unter Leitung des Architekten Balthasar Neumann eine der bedeutendsten barocken Schlossanlagen Europas, die seit 1981 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. „Pünktlich zum Jahrestag der Grundsteinlegung wird die Balustrade des Ehrenhofes der Residenz mit zwei bisher fehlenden Skulpturen wieder komplettiert“, freut sich Füracker. Aktuell ist die Residenz aufgrund der Maßnahmen gegen eine Verbreitung des Corona-Virus noch geschlossen. Möglicher Öffnungszeitpunkt für Besucherinnen und Besucher ist das Pfingstwochenende.
Eine Besonderheit beim Bau: Es wurde nicht mit dem Mitteltrakt der Residenz begonnen, sondern mit dem linken Seitenflügel. Daher war die Gesamtbreite der Residenz von 169 Metern von Anfang an vorgegeben. Eigentlich war es üblich, mit dem Mittelbau zu beginnen und so das Bauwerk zu den Seiten erweitern zu können. Es dauerte 24 Jahre, bis der Rohbau vollendet und teilweise ausgestattet war. Das Richtfest 1744 feierte der Bruder und zweite Nachfolger des ersten Bauherrn, Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn. Von 1751 bis 1753 veredelte Giovanni Battista Tiepolo mit seinen Deckenfresken den Kaisersaal und das weltberühmte Treppenhaus. Diese Räume überstanden den verheerenden Luftangriff auf Würzburg im Jahr 1945, bei dem auch die Residenz fast völlig ausbrannte, glücklicherweise weitgehend unversehrt.
Nach den umfangreichen Wiederaufbau- und Rekonstruktionsarbeiten, die 1987 mit der Wiedereröffnung des Spiegelkabinetts endeten, unternahm die Schlösserverwaltung 2003-2016 große raumweise Restaurierungsaktionen in Treppenhaus, Kaisersaal, Gartensaal und Hofkirche. „Der in diesem Jahr neu eingerichtete Dokumentationsraum zu den Wiederaufbau- und Restaurierungsarbeiten wird pünktlich mit der Wiedereröffnung der Residenz zu besichtigen sein“, kündigt Füracker an.
Die beiden überlebensgroßen Sandsteinfiguren, die die Balustrade wieder ergänzen werden, waren bereits um 1900 einmal ersetzt worden. Nach der verheerenden Zerstörung der Residenz 1945 wurden diese vermutlich vorgeschädigten Skulpturen im Zuge der Sicherungsarbeiten des Wiederaufbaus abgebaut und eingelagert. Die verschiedenen Bruchstücke der gut 1,5 Tonnen schweren Figuren lagen jahrelang unerkannt unter den zahlreichen Steinfragmenten, die in einer Kasematte im Würzburger Hofgarten auf Inventarisierung warteten. Die einzelnen Skulpturenteile wurden aufwändig restauriert und dienten als Vorlage für die Herstellung von zwei Bildhauerkopien aus Naturstein. Kleinere Fehlstellen wurden in Anlehnung an historische Fotos rekonstruiert. Die Herstellung der Natursteinkopien wurde durch eine großzügige Spende der „Freunde der Würzburger Residenz e.V.“ gefördert. Auch die restaurierten Originalfiguren können besichtigt werden. Sie werden im Vestibül der Residenz Würzburg ausgestellt.
Die ursprünglich vom 18. bis 24. Mai geplante Festwoche anlässlich des Jubiläums kann auf Grund der Corona-Pandemie leider nicht wie geplant stattfinden. Die Residenznächte wurden auf den 14. und 15. Mai 2021 verschoben, der für den 21. Mai vorgesehene Familientag wird verlegt. Ein neuer Termin wird frühzeitig bekannt geben.
Die ehemalige Residenz der Würzburger Fürstbischöfe gilt als eines der bedeutendsten Gesamtkunstwerke des Barock. Das UNESCO-Weltkulturerbe des Baumeisters Balthasar Neumann ist ein einzigartiges Schmuckstück und wertvoller Bestandteil unserer Heimat Bayern. In der Residenz Würzburg überstand das Inferno der Bombennacht nur das „Corps de logis“ mit der beeindruckenden Raumfolge Balthasar Neumanns und den farbenfrohen Fresken Giovanni Battista Tiepolos. Dank der außergewöhnlichen Wölbungstechnik hielten die freitragenden Steindecken dem glühenden Brandschutt stand. Allerdings waren sie nun ungeschützt der Witterung ausgesetzt. Der Erhalt der Kunstwerke ist ein großes Verdienst des amerikanischen Kunstschutzoffiziers Leutnant John Davis Skilton, der nach seiner Ankunft in Würzburg unverzüglich mit Sicherungsarbeiten und dem provisorischen Abdecken der Gewölbe begann. Als Kunsthistoriker und Mitarbeiter der Nationalgalerie in Washington wusste er um die Bedeutung der Residenz und ihrer einzigartigen Innenausstattung. Er bewahrte so unter anderem Tiepolos Fresken im Treppenhaus und im Kaisersaal vor dem Verfall. Auch ein Großteil der Einrichtung konnte rechtzeitig ausgelagert und somit wiederhergestellt werden.
Weitere Information im Internet: www.residenz-wuerzburg.de
Pressemitteilung Nr. 081/20
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Pressesprecher: Dennis Drescher
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Pressemitteilung 13. Mai 2020
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