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9. April 2013
Blau war die Lieblingsfarbe König Ludwigs II. In dieser Grundfarbe ließ er die Textilien seines Wohnzimmers gestalten: Tischdecken aus blauem Seidensamt, Möbelbezüge und Vorhänge aus gleichfarbigem Seidenatlas. Zu viel Licht und der Zugriff manch übereifriger Besucher hatten in den vergangenen Jahrzehnten starke Schäden am empfindlichen Material verursacht und die Präsentation der Textilien an ihrem originalen Anbringungsort im königlichen Wohnzimmer gefährdet. Eine Zuwendung von privater Seite in Höhe von 340.000 Euro ermöglichte es der Bayerischen Schlösserverwaltung im vergangenen Jahr, die umfassende Restaurierung der textilen Ausstattung des Wohnzimmers mit der Anbringung eines neuen Licht- und Tastschutzes in den königlichen Wohnräumen zu verbinden.
Nach 2500 Arbeitsstunden von sechs Textilfachleuten aus Bayern und Baden-Württemberg konnten die in Kleinarbeit mühsam restaurierten Stoffe im März 2013 ins königliche Wohnzimmer zurückkehren. Beate Kneppel, die das Restaurierungsprojekt in der Bayerischen Schlösserverwaltung koordinierte, ist von der Qualität der Textilien begeistert: "In einer hocheffizienten Technik wurden Goldstickereien und Applikationen angebracht. Die Gestaltung zielte auf den größtmöglichen plastischen Effekt bei gleichzeitig schneller Ausführung. Jedes Detail war durchdacht und mit dem königlichen Auftraggeber abgestimmt." Die Restauratoren orientierten sich an diesem Qualitätsstandard. Oberstes Gebot war die maximale Erhaltung des vorhandenen Materials, dessen Farben und Fasern durch die Einwirkung von Sonnenlicht stark gelitten hatten.
Damit die Textilien auf Dauer vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt bleiben, wurden parallel zur Restaurierung ein neuer Lichtschutz und Berührungsbarrieren installiert. Screengewebe und Plexiglasscheiben, die mittels Magneten vor den originalen Fenstern angebracht wurden, halten das schädliche Sonnenlicht ab. Künstliche Beleuchtung durch UV-strahlungsfreie LED-Leuchten ermöglicht gleichzeitig beste Sicht auf die Textilien, die vor Berührung durch entspiegelte Glastrennwände geschützt werden.
"Diese Schutzmaßnahmen bringen einen großen Vorteil für die Besucher: Die komplette historische Raumausstattung kann dauerhaft präsentiert werden. Damit kann das Wohnzimmer zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder als Gesamtkunstwerk erlebt werden – genau so, wie Ludwig II. den Raum schaffen ließ", erklärt Dr. Uwe Gerd Schatz, zuständiger Referent für die Königsschlösser in der Museumsabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung.
Die Vorhänge und Stoffbezüge der Möbel tragen entscheidend zur Vermittlung des ursprünglichen Raumeindrucks bei. Die auf blauen Stoffgrund gestickten Motive – Schwan und Lilie – stimmen mit dem Generalthema des Raumes überein: der Sage des Gralskönigs Lohengrin, mit dem sich Ludwig identifizierte. Der hohe technische Aufwand der 1882–1883 im Stickereiatelier Jörres gefertigten Textilien zeigt den außerordentlichen Stellenwert, den König Ludwig II. der textilen Ausstattung seiner Wohnräume zuordnete.
Informationen zu Schloss Neuschwanstein
Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Dr. Thomas Rainer
Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 9. April 2013
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