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18. Januar 2013
Vor 250 Jahren, am 21.1.1763, starb der deutsche Kunsttischler Jean François Oeben in Paris. Die wandelbaren, multifunktionalen Möbel seiner Werkstatt machten aus dem Sohn eines einfachen niederrheinischen Fuhrmanns einen Protégé Madame de Pompadours, der Mätresse König Ludwigs XV. Herausragende Werke des Möbelkünstlers lassen sich in der Residenz München bewundern.
Gleich drei Meisterwerke Oebens haben sich in der erstklassigen Sammlung französischer Möbel der Residenz München erhalten. Im Gelben Kabinett der Kurfürstenzimmer sind ein Schreibtisch, ein Sekretär und ein Nähtischchen Oebens in unmittelbarer Nachbarschaft ausgestellt. Schon auf den ersten Blick fasziniert ihre Verarbeitungsqualität. Einlegearbeiten aus unterschiedlich gefärbten Edelhölzern bilden mit Furnier Blumengestecke nach. Doch nicht allein das elegante äußere Erscheinungsbild der Möbel lag der fulminanten Karriere Oebens am Pariser Hof zugrunde. Besonders geschätzt war ihr verborgenes Innenleben.
Eine raffinierte Mechanik sorgt dafür, dass sich der elegant geschwungene Rokoko-Schreibtisch der Residenz mit einer Schlüsseldrehung in ein multifunktionales Wunderding verwandelt. Entsperrt man das zentrale Schloss, weicht die Tischplatte wie von Zauberhand zurück. Der darunterliegende Zargenkasten rückt nach vorne und ermöglicht eine vielfältige Nutzung der darin verborgenen Fächer. Im Zentrum lässt sich ein zentrales Lesepult aufklappen, das umgedreht als Schreibfläche dient. Abgleitet war diese Form vom Typus des Toilettentisches, den statt des Lesepults sehr häufig ein ähnlich aufklappbarer Spiegel zierte.
Kein Wunder also, dass ein solcher Tisch, der höchste Eleganz mit technischem Raffinement, erlesenen Materialien und bester Verarbeitungsqualität kombinierte, bei den modebewussten Damen am Pariser Hof großen Anklang fand. Dort hatte Oeben eine dankbare Klientel. Von Beginn seiner Karriere förderte ihn Madame de Pompadour. Nach einer Ausbildung bei den besten Pariser Möbelkünstlern seiner Zeit gelang es dem ehrgeizigen Schreiner aus Deutschland aufgrund ihrer Protektion seine Werkstatt am Pariser Hof vom Ein-Mann-Betrieb zum leistungsfähigen Unternehmen mit 20 Mitarbeitern zu vergrößern.
Auch internationale Kundschaft wurde bedient: So erhielt etwa Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken, ein Onkel des späteren bayerischen Königs Max I. Joseph, wohl auf Vermittlung der Madame de Pompadour Möbel der Oeben-Werkstatt. Im Erbgang gelangten diese schließlich in die Residenz München, wo sie heute Höhepunkte der von Umfang wie Rang weltbedeutenden Möbelsammlung bilden.
Die Möbelsammlung der Residenz bietet einen einzigartigen Überblick über nahezu alle bedeutenden Möbelkünstler, die im 18. Jahrhundert für den Pariser Hof tätig waren. Neben den Werken Oebens werden auch Möbel seiner wichtigsten Vorbilder und Konkurrenten gezeigt. Gelegenheit also am Montag, 21.1.2013 beim vergleichenden Rundgang durch die Prunkräume der Residenz des 250. Todestags Jean François Oebens, "Ebéniste-mécanicien" – Kunsttischler und Mechaniker am Hof Ludwigs XV. in Paris, zu gedenken.
Alle Infos zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen des Residenzmuseums finden Sie unter www.residenz-muenchen.de.
Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Dr. Thomas Rainer
Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 18. Januar 2013
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