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21. Juni 2013
Die Bayerische Schlösserverwaltung eröffnet am Dienstag (25. Juni) eine ganz besondere Kabinetts-Ausstellung im Coburger Stadtschloss Ehrenburg mit dem Titel "Prinz Raden Saleh – Begründer der modernen javanischen Kunst". Mit seinen romantischen Jagdbildern feierte der "exotische Prinz" Mitte des 19. Jahrhunderts große Erfolge am Coburger Hof. Vier außergewöhnliche Gemälde sind nun bis Ende des Jahres in Coburg zu sehen. Die Ölbilder zeigen unter anderem Jagdszenen und Porträts. Die Ausstellung ist bis 15. Oktober täglich (außer montags) von 9 bis 18 Uhr zu sehen (ab Mitte Oktober von 10 bis 16 Uhr). Der Eintritt kostet 4,50 Euro (ermäßigt 3,50 Euro).
"Diese Sonderausstellung wirft einen faszinierenden Blick auf die gebrochene Lebensgeschichte dieses bedeutendsten javanischen Malers und zeigt die künstlerische Frucht seiner lebenslangen Freundschaft mit Herzog Ernst II.", betont der Kurator der Ausstellung und zuständige Museumsreferent, Peter O. Krückmann.
Die beiden ungleichen Männer Raden Saleh und Herzog Ernst II. begegneten sich erstmals 1840 in Dresden. "Raden Saleh verkehrte dort im Kreis der Romantiker, die seine phantastischen Darstellungen ungezähmter Natur, Pferde reißender Löwen und orientalischer Schlachtszenen überaus schätzten. Mit Herzog Ernst verband ihn sofort die Leidenschaft für die Jagd", ergänzt Peter O. Krückmann. 1844 lädt der Herzog den Künstler nach Coburg ein, wo er bis 1845 als Gast des Herzogs bleibt.
Es entstehen Jagdbilder und Porträts wie das in Schloss Ehrenburg ausgestellte Doppelbildnis des Herzogs und seiner Gemahlin Alexandrine nach der Jagd.
"Die Begegnung mit der Familie des Herzogs war für den adeligen Künstler aus Java eine einmalige Chance", erklärt Peter O. Krückmann. "Herzog Ernst II. war der Schwager von Queen Victoria, bei deren Besuch in Coburg Raden Saleh anwesend war. Er konnte Kontakte zum gesamten europäischen Hochadel knüpfen." Dem Herzog und seiner Gattin gefiel die Gesellschaft des malenden Prinzen aus Java. In ihren Erinnerungen schreibt Herzogin Alexandrine über den Gast: "Er fühlte sich wie zu Hause bei uns und war uns nahe wie ein Angehöriger. Den ganzen Tag arbeitete er an seiner Staffelei, und wenn er abends zum Essen kam, verstand er es, mit seinen komischen Einfällen und Erzählungen in seinem gebrochenen holländischen Deutsch unsere Lachmuskeln in Bewegung zu setzen."
Kein Wunder also, dass sich Raden Saleh auch nach seiner Abreise aus Europa 1852 in seiner alten neuen Heimat nach Coburg zurücksehnt. In Java gefährdet kolonialer Dünkel die privilegierte Stellung, die er am Coburger Hof so genossen hat. Nach der ungerechtfertigten Verhaftung durch die holländische Kolonialverwaltung wegen der angeblichen Beteiligung an einem Bauernaufstand beschließt der Maler daher 1875 die Rückkehr nach Coburg. Herzog Ernst II. nimmt ihn erneut als Gast in Schloss Rosenau auf. Richtig Fuß fassen kann er jedoch auch dort nicht mehr – 1878 reist er endgültig nach Ostasien ab, wo er 1880 in Java stirbt.
Seine gebrochene Identität zwischen Java und Deutschland bringen die beiden zentralen, 1876 in Coburg entstandenen Gemälde der Ausstellung in Schloss Ehrenburg auf den Punkt: Eine javanische Dschungellandschaft im abendlichen Sonnenlicht von berückender Schönheit – das, wie es Raden Saleh in seinen Lebenserinnerungen formuliert, "Paradies meiner Kindheit" – und das Bild eines röhrenden Hirschs: Bei genauem Hinsehen entpuppt sich dieses gemeinhin als "typisch deutsch" angesehene Jagdmotiv als erstaunlich genau beobachtete Studie eines javanischen Pferdehirschs.
Während die Gemälde Raden Salehs am asiatischen Kunstmarkt zu Millionenpreisen gehandelt werden, hat die Entdeckung dieses einzigartigen Künstlerlebens zwischen Asien und Europa in Deutschland erst begonnen.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte der 1811 geborene Spross einer alteingesessenen Fürstenfamilie auf Java, der im 19. Jahrhunderts unter holländischer Kolonialherrschaft stehenden Hauptinsel des indonesischen Archipels. 1829 kam der talentierte Zeichner mit einem Stipendium der holländischen Kolonialherren nach Den Haag, wo er eine Ausbildung zum Maler absolvierte. Als freischaffender Künstler ließ er sich ab 1839 dauerhaft in Dresden, Paris und Coburg nieder. "Als Javaner kam ich nach Europa, als echter Deutscher reiste ich zurück nach Java", so formulierte es der Grenzgänger zwischen Europa und Asien in einem Brief an seinen Freund und Förderer Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, nachdem er 1852 nach über 20-jährigem Aufenthalt in Europa in das Land seiner Kindheit zurückgekehrt war.
Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Dr. Thomas Rainer
Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 21. Juni 2013
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