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5. September 2012
Auf den Tag genau 143 Jahre nach der Grundsteinlegung des Schlosses präsentiert die Bayerische Schlösserverwaltung neue Exponate in Neuschwanstein. Neben neuen Ausstellungsobjekten in der Schlossküche ist jetzt eine anschauliche Visualisierung des unvollendeten "Ritterbades" Ludwigs II. zu sehen. Außerdem wird eine Präsentation mit 3D-Animationen zur Entstehung Neuschwansteins und zur Planung der Burg Falkenstein gezeigt. "Das bedeutet eine wesentliche Bereicherung des musealen Angebots in Neuschwanstein", so Dr. Sabine Heym, die Leiterin der Museumsabteilung der Schlösserverwaltung, bei der Vorstellung der Neuerungen.
Das Königsschloss Neuschwanstein ist ein Wahrzeichen Bayerns und mit jährlich rund 1,4 Millionen Besuchern eine der größten Touristenattraktionen im Lande. Die Bayerische Schlösserverwaltung bereichert nun die museale Ausstattung des weltberühmten Schlosses. "Dadurch wird gerade der Teil des Schlosses, der im Anschluss an die Führungen in individueller Zeiteinteilung besichtigt werden kann, deutlich aufgewertet", so Heym.
Am 5. September 1869 wurde der Grundstein für Neuschwanstein in das Fundament des heutigen Torbaus gelegt. Ludwig II. ließ über den Resten zweier kleiner mittelalterlicher Burgen, die er seit seiner Kindheit kannte, seine "Neue Burg" erbauen. Die Arbeiten begannen mit dem Abtragen mehrerer Meter Fels, um Platz für den Neubau zu schaffen. Wie Neuschwanstein entstand, wird den Besuchern ab jetzt in einer 3D-Animation gezeigt.
Auch die nicht mehr ausgeführten Bauteile werden veranschaulicht, zum Beispiel der Bergfried mit Kapelle oder der Maurische Saal (an dessen Stelle heute Museumsshop und Cafeteria eingebaut sind). Niemals begonnnen wurde die Burg Falkenstein, ein weiteres spektakuläres Projekt Ludwigs II. Wie diese Burg hätte aussehen sollen, zeigt eine weitere Animation, die sich auf präzise Pläne und Entwürfe stützt.
Im Westteil des Palas von Neuschwanstein sollte ein Ritterbad eingebaut werden, eine hohe Halle mit großem Wasserbecken im Boden. Ludwig wollte dort das rituelle Baden der Gralsritter nachvollziehen, aber mit Warmwasser und allem Komfort: Eine große Aussichtsterrasse war geplant, die wenig Mittelalterliches an sich haben sollte, sondern eher an ein luxuriöses Sanatorium oder Hotel zu Zeiten Ludwigs II. erinnert hätte. Das Ritterbad gedieh bis zum Tod des Bauherrn 1886 aber nur noch bis zum Rohbau. Ab jetzt zeigt dort eine Großreproduktion die Entwurfskizze mit der einzigen erhaltenen Raumansicht.
Die riesige Küche von Neuschwanstein war seinerzeit hochmodern; sie besaß sogar einen warmluftbetriebenen Bratspieß. Mit ihr hätte man einen ganzen Hofstaat verköstigen können, obwohl der König der einzige Bewohner des Schlosses sein wollte.
Zwischen Haupt- und Spülküche werden in einem großen rundbogigen Einbauschrank jetzt phantasievolle historische Back- und Eisformen ausgestellt, die ein anschauliches Bild von der Qualität und Vielfalt der Luxusküche zu Zeiten Ludwigs II. geben. Es gab bei Tisch nämlich vollplastische Figuren aus Eis, Butter, Schokolade oder Pudding, etwa in Form eines Schwans. Ludwigs Lieblingstier taucht in der Ausstattung Neuschwansteins als Reminiszenz an das Wappen der Ritter von Schwangau und an den "Schwanenritter" Lohengrin immer wieder auf.
In einem Raumteiler aus Holz, einst als "Schreibkabinett" bezeichnet, hatte der diensthabende Küchenchef sein Büro. Auf seinem Schreibtisch veranschaulichen Schreibzeug, Kassenbuch, das berühmte Kochbuch von Johann Rottenhöfer und faksimilierte Speisekarten die Arbeit des Hofkochs. In dem Verschlag steht heute wie zu Ludwigs Zeiten ein Ruhebett. Das brauchte der Hofkoch auch, denn das Kochen für den König war vorwiegend Nachtarbeit. Seit etwa 1875 gab es abends das Frühstück, das Mittagessen (Diner) nach Mitternacht, das Abendessen (Souper) morgens.
"Gerade diese Kücheneinrichtung zeigt im Kleinen, was das ganze Neuschwanstein, ja den ganzen Historismus prägte", so Dr. Gerd Uwe Schatz, Museumsreferent der Schlösserverwaltung: "Man sah historische Gestalt und modernen Inhalt nicht als Gegensatz, sondern als erstrebte Steigerung. So war das Leben in Neuschwanstein für Ludwig II. ein sehr komfortables Nachleben von Mittelalter."
Seit 1869 errichtet und nie vollendet, war seine "Neue Burg" für Ludwig II. Denkmal der Kultur und des Königtums des Mittelalters, die er verehrte und nachvollziehen wollte. Errichtet und ausgestattet in mittelalterlichen Formen, aber mit damals modernster Technik, ist es das berühmteste Bauwerk des Historismus und ein Hauptsymbol des deutschen Idealismus. Erst nach seinem Tod wurde seine Burg "Neuschwanstein" genannt und ist wahrscheinlich eines der bekanntesten, meistbesuchten und meistabgebildeten Bauwerke der Welt.
Weitere Informationen unter www.neuschwanstein.de
Presse-Informationen:
Dr. Jan Björn Potthast, Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190,
presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 5. September 2012
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