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3. Dezember 2010
Heute geht eine internationale Expertenkonferenz in Linderhof zu Ende, die sich mit den Problemen der Erhaltung historischer Gebäude vor dem Hintergrund des Klimawandels beschäftigt. Die Tagung war Teil des EU-Projekts "Climate for Culture", das sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf das kulturelle Erbe beschäftigt. Beteiligt sind 27 Partner aus 16 Ländern in Europa und Nordafrika.
In den kommenden 90 Jahren rechnen Wissenschaftler mit einem Temperaturanstieg um bis zu sechs Grad Celsius. Außerdem wird das Klima zunehmend feuchter. Gerade bei empfindlichen historischen Gebäuden können sich diese Veränderungen negativ auf die Bausubstanz auswirken und beträchtlichen Schaden anrichten. Um die Wirkungen des Klimawandels auf historische Bauten genauer vorhersagen und entsprechende Maßnahmen zur ihrer Erhaltung einleiten zu können, wurde das mit rund fünf Millionen Euro geförderte EU-Forschungsprojekt "Climate for Culture" ins Leben gerufen.
Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Holzkirchen erforscht im Rahmen dieses Projekts zusammen mit der Bayerischen Schlösserverwaltung und den anderen Partnern nicht nur die klimatischen Einflüsse, sondern auch die Auswirkungen des Besichtigungsbetriebs auf historische Gebäude und deren Ausstattung.
In Schloss Linderhof, dem Königshaus am Schachen und in Schloss Lustheim bei Schleißheim laufen bereits seit 2007 Forschungen zur "Klimastabilität historischer Gebäude". Um die Funktionsweise der komplexen historischen Räume besser zu verstehen, wurden diese am Computer bauphysikalisch simuliert. Dieses Projekt, das Ende 2010 ausläuft, wurde von der Bayerischen Sparkassenstiftung, der Fraunhofer Gesellschaft und dem Land Bayern gefördert. Im Folgeprojekt "Climate for Culture" werden die Gebäudesimulationen mit Klimawandelszenarien gekoppelt, um so die Auswirkungen auf die Schlösser vorhersagen und Schutzmaßnahmen entwickeln zu können.
Bei der Konferenz in Linderhof berichteten internationale Experten über den Stand der Technik zur Klimatisierung historischer Gebäude. Die Wissenschaftler waren trotz des Wintereinbruchs u. a. aus Ägypten, Großbritannien und Tschechien angereist und brachten ihre Kenntnisse und Erfahrungen aus verschiedenen Fachgebieten und Projekten mit.
Schloss Linderhof ist nicht zuletzt aufgrund seiner alpinen Lage in rund 1000 Metern Höhe ein besonders interessanter Forschungsgegenstand für Untersuchungen zu Klimaschäden. Auch die Auswirkungen des Besucherbetriebs lassen sich hier gut studieren. Die prunkvoll ausgestatteten Innenräume sind bereits seit 1886 der Öffentlichkeit zugänglich. Mit jährlich etwa 450 000 Gästen gehört Schloss Linderhof heute zu den meistbesuchten historischen Sehenswürdigkeiten in Bayern. Bis heute haben nahezu 40 Millionen Menschen aus aller Welt dieses einstige Refugium König Ludwigs II. besucht. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass dieses Denkmal mittlerweile gewisse Abnutzungserscheinungen zeigt.
Die Bayerische Schlösserverwaltung hofft, mit Hilfe der Forschungsergebnisse von "Climate for Culture" eine geeignete Konservierungsstrategie erarbeiten zu können, um Schloss Linderhof auch für künftige Generationen zu erhalten. Mögliche Lösungen müssen den besonderen Verhältnissen aufgrund der exponierten alpinen Lage und der intensiven touristischen Nutzung ebenso gerecht werden wie den für die Zukunft prognostizierten Klimaveränderungen.
Presse-Informationen:
Dr. Jan Björn Potthast, Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 3. Dezember 2010
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