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23. März 2010
Eine seltene und kostbare Truhe aus der Renaissance kehrt zurück auf die Burg Burghausen. Nach Abschluss aufwendiger Restaurierungsarbeiten steht das mit dramatischen Kampfszenen prächtig bemalte Stück wieder an seinem angestammten Platz im Palas der Hauptburg. "Die Truhe ist wirklich ein ganz besonderesSchaustück", schwärmt Museumsreferentin Dr. Brigitte Langer von der Bayerischen Schlösserverwaltung über das restaurierte Möbel. Es ist ab sofort in der Schlafkammer des Herzogs zu besichtigen.
Die rundum mit bemaltem Leder überzogene und mit Eisenbeschlägen bewehrte Truhe diente ursprünglich vermutlich als Kleider- und Reisetruhe. Das verwendete Pappelholz und die Bemalung legen nahe, dass sie um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Norditalien angefertigt wurde, vielleicht in Südtirol. "Die figürliche Bemalung der Truhenfront, ausgeführt in klassischer Temperamalerei auf der grundierten Lederbekleidung, macht dieses Möbel besonders interessant", so Langer. "Ein Vergleichsstück von ähnlicher Machart ist bisher nicht bekannt".
Die Arbeiten im Restaurierungszentrum der Bayerischen Schlösserverwaltung brachten die hohe Qualität der Malerei und die Dramatik, Bewegtheit und räumliche Tiefe der Darstellung erstmals wieder zutage. Dargestellt ist das alttestamentarische Thema von Davids Kampf mit dem Riesen Goliath: In der Szene rechts hält David die Steinschleuder im Anschlag und zielt auf den riesenhaften Philister Goliath. Links davon liegt in kühner Perspektive hingestreckt der besiegte Goliath, über dem David mit erhobenem Schwert ausholt, um ihm das Haupt abzuschlagen. Die Krieger im Zeltlager der Philister umringen die Szene.
Restauratoren der verschiedensten Fachrichtungen – Möbel, Papier, Gemälde und Textil – arbeiteten Hand in Hand an dem Möbel, das in seiner aufwendigen Ausstattung selten ist. Zuallererst musste die Truhe in einem neuartigen Laserverfahren von Schadstoffen befreit werden, um gefahrlos an ihr arbeiten zu können. Dann besserte man die durch Feuchte entstandenen Schäden im Holz aus. Abstehende Teile der Lederverkleidung wurden wieder flexibel gemacht und mit historischen Klebemitteln neu verklebt. Man reinigte und festigte die Eisenbeschläge, die textile Innenauskleidung und das Hadernpapier zwischen Textil und Holz. Insbesondere aber konnte die sehr gut erhaltene Malerei der Schauseite mit ihren dramatischen Kampfszenen wieder ablesbar gemacht werden. Dazu wurden zahlreiche spätere, stark verschmutzte Wachsüberzüge abgenommen, die die Darstellung verunklärt, ja teilweise ganz zugedeckt hatten.
Mit einer Ausdehnung von etwas über 1000 m Länge ist die Burg Burghausen eine der längsten Burgen der Welt. Die mächtige Festung der Wittelsbacher Herzöge ist zugleich ein herausragendes Zeugnis mittelalterlichen Burgen- und Wehrbaus. Von 1255 bis 1503 war die Burg die Zweitresidenz der in Landshut residierenden niederbayerischen Herzöge. Sie diente als Hofhaltung ihrer Gemahlinnen und Wohnsitz der Erbprinzen. Die Reichen Herzöge von Bayern-Landshut verwahrten hier ihren Gold- und Silberschatz. Im Palas der Hauptburg sind die 2004 neu gestalteten Wohn- und Staatsräume des Herzogs mit Mobiliar, Bildteppichen, Waffen, Gemälden und Skulpturen zu besichtigen.
Die Burg Burghausen ist täglich geöffnet.
Öffnungszeiten sind bis Ende März von 10-16 Uhr, ab April wieder von 9-18 Uhr.
Presse-Informationen:
Dr. Jan Björn Potthast, Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190,
presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 23. März 2010
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