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2. Januar 2009
Endspurt: Noch bis zum 25. Januar 2009 ist in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung "Walt Disneys wunderbare Welt" zu sehen. Die Ausstellung zeigt, wie tief Disneys Bilderwelt in der europäischen Kunst des 19. Jahrhunderts wurzelt. Eine Inspiration war auch das "Märchenschloss" des bayerischen Königs Ludwig II., Neuschwanstein.
Das größte und ungewöhnlichste Exponat der Disney-Ausstellung ist ein über vier Meter hoher Kachelofen, der 1880 für Schloss Neuschwanstein angefertigt worden war. Dort ist er jedoch nie aufgebaut worden. Seine Einzelteile lagerten auf dem Speicher des Schlosses – zusammen mit den Fragmenten von acht weiteren Öfen. Dass diese niemals installiert wurden, mag am plötzlichen Baustopp nach dem Tod Ludwigs II. 1886 gelegen haben. Es gab aber noch einen weiteren Grund: Wie die Mitarbeiter der Bayerischen Schlösserverwaltung bei ihren Forschung im Vorfeld der Ausstellung herausgefunden haben, war der König mit dem Ofen offenbar nicht zufrieden. Wahrscheinlich waren ihm die Farben der Kacheln etwas zu bunt geraten.
Der Ofen aus der Disney-Ausstellung hätte Plänen zufolge im Dialog mit der Wandbemalung stehen sollen: "Der Ofen in Gestalt eines Turmes sollte ein Gemälde der Lohengrin-Sage gleichsam in das Wohnzimmer hinein fortsetzen", so Barbara Nahstoll, Restauratorin bei der Schlösserverwaltung. "Es hätte sich ein reizvoller dreidimensionaler Effekt ergeben".
Aber der Ofenfabrikant J.X. Mittermayr traf anscheinend nicht des Königs Geschmack: Nahstoll fand einen Beschwerdebrief Ludwigs II., in dem der König der Werkstatt Unzuverlässigkeit vorwarf. Das bezog sich möglicherweise nicht nur auf die Farbe der Kacheln, sondern auch auf ihre Qualität: Nahstoll stellte fest, dass viele Kacheln Risse aufwiesen – der Ofen wäre deshalb nicht funktionstüchtig gewesen. "Sie wurden offenbar zu schnell gebrannt", so Nahstoll. "Gut möglich, dass der König allzu sehr auf Eile bei der Arbeit gedrängt hatte".
Vielleicht war aber auch der Fabrikant selbst zu ungestüm: J.X. Mittermayr war noch sehr jung, als er die traditionsreiche Münchner Häfnerei von seinem Vater übernommen hatte. Seit 1650 ist dieser Betrieb in der Hackenstrasse nachweisbar; das von Mittermayr 1892 erbaute Fabrikgebäude steht noch heute. Zu seinen Nachfahren gehört eine bekannte Münchner Schauspielerin, die den Mitarbeitern der Schlösserverwaltung bei den Recherchen zur Geschichte des Ofens eine große Hilfe war und ihr Familienarchiv für sie öffnete.
Es dauerte gut einen Monat, den verschollenen Kachelofen für die Ausstellung wieder erstehen zu lassen. Nach dem Transport von Neuschwanstein nach München wurden die Fragmente in einer eigens angemieteten Halle sortiert, gesäubert und zusammengesetzt. Beschädigte Kacheln mussten gekittet, retuschiert und bemalt werden. Fehlende Stücke wurden rekonstruiert und nachgegossen. Außerdem galt es noch, eine Waschbären-Familie zu vertreiben, die nachts in die Halle eindrang und im Ofen nisten wollte.
Aufgrund der knappen Zeitvorgabe musste eine Konstruktion gefunden werden, mit der sich der Ofen in der Hypo-Kunsthalle in kurzer Zeit auf- und abbauen lässt. Nahstoll und ihre Mitarbeiter ersannen ein Metallskelett, auf das die Kacheln zunächst in mühsamer Kleinarbeit angepasst wurden. Dank dieser Konstruktion ist der Kachelofen aus Neuschwanstein in der Ausstellung nun zum ersten Mal überhaupt zu sehen.
"Walt Disneys wunderbare Welt und ihre Wurzeln in der europäischen Kunst"
Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung
19. September 2008 bis 25. Januar 2009 täglich 10 bis 20 Uhr
www.hypo-kunsthalle.de
Presse-Informationen:
Dr. Jan Björn Potthast, Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 2. Januar 2009
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