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29. Juli 2009

Pressemitteilung

Die doppelte Heimkehr eines Heiligen: Sankt Florian steht wieder auf der Burg Trausnitz in Landshut

 

Endlich hat die Burg Trausnitz ihren Heiligen wieder – und das gleich doppelt: Eine werkgetreue Kopie des St. Florian steht seit Mittwoch wieder am historischen Platz auf dem Brunnen im Inneren Burghof. Das wertvolle Original des Bildhauers Christian Jorhan d. Ä. kehrte ebenfalls nach Landshut zurück und kann in der Neuen Dürnitz besichtigt werden.

Lange war der Floriansbrunnen am Dürnitztrakt verwaist: Nach dem Burgbrand 1961 wurde die wertvolle Lindenholz-Figur Jorhans aus konservatorischen Gründen abgebaut und in der Dürnitz ausgestellt. Dann entschloss sich die Bayerische Schlösserverwaltung, in ihren Werkstätten in München eine hochwertige Kopie der Brunnenfigur von 1762 in Handarbeit anfertigen zu lassen. Jetzt kehrte der Florian also doppelt – als Original und Kopie – zurück an seinen Entstehungsort Landshut.

"Jorhans Florian ist ein herausragendes Werk des bayerischen Rokoko", so die Kunsthistorikerin Dr. Brigitte Langer, die zuständige Museumsreferentin der Schlösserverwaltung. Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, den neuen Florian von Hand zu schnitzen und zu bemalen. Die ausgesprochen hohe Qualität von Jorhans Skulptur erforderte bei der Neuschöpfung neben künstlerischem Einfühlungsvermögen auch ein hohes handwerkliches Geschick.

Die Schöpfer des "neuen" Florian heißen Oswald Senoner (Schnitzarbeit) und Stephan Wolf (Fassung). Beide sind Mitarbeiter des Restaurierungszentrums der Bayerischen Schlösserverwaltung im Schloss Nymphenburg in München.

Die neue Skulptur ist etwa 1,60 Meter groß und wurde wie das Original aus Lindenholz gefertigt. Die Größenverhältnisse wurden direkt vom Original abgenommen, die schnitztechnischen Details weitgehend an die virtuose Arbeitsweise Jorhans angeglichen.

Die Farbfassung erfolgte in historischer Öltechnik. Für die Vergoldungen verwendeten die Restauratoren ein 23½ karätiges Altgold Spezial-Doppelgold. Da die stark reduzierten Oberflächen der Originalskulptur eine detaillierte Rekonstruktion der Farbfassung nicht mehr erlaubten, musste Wolf für seine Neufassung Recherchen zu vergleichbaren zeitgenössischen Farbfassungen unternehmen. Das auf diese Weise gewonnene Erscheinungsbild ist zwangsläufig eine Neuinterpretation, die als moderne Schöpfung bewusst nicht in Konkurrenz zur Originalität der historischen Figur treten will. Aus diesem Grund wurde auch auf eine Patinierung im Sinne einer künstlichen Alterung verzichtet.

Burgchef Walter Rappelt ist froh, den Heiligen wieder auf der Trausnitz zu haben: "Mit dem alten und dem neuen Florian ist uns sozusagen doppelter Beistand von oben gewiss".

 

Der Bildhauer Christian Jorhan (der Ältere)

Christian  Jorhan bildet zusammen mit Johann Baptist Straub und Ignaz Günther das Dreigestirn der größten Bildhauer des bayerischen Rokoko.

Er wurde am 6. Oktober 1727 als Sohn des Bildhauers Wenzeslaus Jorhan in Griesbach/Rott geboren. Zunächst lernte er in der väterlichen Werkstatt, dann bei Johann Baptist Straub in München. Die weiteren Stationen seiner Lehrzeit waren Riedlingen, Salzburg und Augsburg. Ab 1755 lebte er in Landshut, heiratete die Malerstochter Theresia Pauer und gründete seine eigene Bildhauerwerkstatt.

Sein Lebenswerk ist ungewöhnlich umfangreich; Arbeiten von ihm finden sich unter anderem in Moosburg, Freising, Taufkirchen und Altötting. Jorhan starb am 8. Oktober 1804 in Landshut. Auch seine Söhne arbeiteten als Bildhauer, am erfolgreichsten wahrscheinlich Christian Jorhan der Jüngere (1758-1844).

 

Der Heilige Florian

Der Heilige Florian zählt bis heute zu den bekanntesten und volkstümlichsten Schutzpatronen in Bayern. Neben seinen "Hauptaufgaben", dem Schutz vor Brand- und allen Arten von Wassergefahren, wird der vielseitige Heilige auch zur Abwehr von Kriegsnöten angerufen.

Florian lebte der Legende nach als römischer Offizier oder hoher Verwaltungsbeamter unter Präfekt Aquilinus in Lauriacum (Lorch) zur Regierungszeit Kaiser Diokletians. Bei dem Versuch, seine Glaubensbrüder in der 303 beginnenden Christenverfolgung zu retten, scheiterte er. Selbst eingekerkert, lehnte er das vorgeschriebene Götzenopfer ab und wurde grausam gefoltert. Mit einem Mühlstein um den Hals ertränkte man ihn angeblich am 4. Mai 304 in der Enns, wobei sein Henker der Legende zufolge erblindete. Von der Donau an Land getrieben, verteidigte ein Adler seinen Leichnam gegen wilde Tiere. Die Christin Valeria beerdigte schließlich den Heiligen. Als beim Transport die Zugtiere aus Erschöpfung nicht mehr weiter konnten, spendete eine neu entstandene Quelle Wasser, berichtet die Heiligenlegende.

 

Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Dr. Jan Björn Potthast
Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 29. Juli 2009


 
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