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28. Mai 2008
Die Bayerische Schlösserverwaltung präsentiert ab 29. Mai die lebensgroße Bronzefigur des Meeresgottes Neptun von Georg Petel (1601/02-1634) in der Residenz München. Die Bronzefigur ist zusammen mit ihrem unpatinierten Abguss in den Sommerzimmern Herzog Maximilians I. von Bayern zu sehen. Die Kopie soll nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen des Königsbaus wieder im Königsbauhof der Residenz aufgestellt werden. Restaurierung und Abguss wurden durch die großzügige Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung ermöglicht.
Die Originalbronze des Neptun war durch ihre Aufstellung im Freien über Jahrhunderte der Witterung und vielen Schadstoffen ausgesetzt, so dass die Oberfläche durch Korrosion stark angegriffen wurde. Aus diesem Grund wurde die Bronze 1980 vom Königsbauhof ins Innere der Residenz gebracht. Anlässlich der großen Petel-Ausstellung im Haus der Kunst 2007 wurde sie restauriert: Die Oberfläche der Bronze wurde dabei von losen Korrosionspartikeln gereinigt. Die Restauratoren achteten darauf, dass die fest auf der metallischen Oberfläche haftende Originalpatina nicht beschädigt wurde.
Vom restaurierten Neptun ließ die Schlösserverwaltung 2008 einen Abguss aus Bronze in der historischen Technik des Wachsausschmelzverfahrens herstellen. Die dafür notwendigen Silikonformen wurden am Original abgeformt.
Bis zur Aufstellung der Kopie im Königsbauhof kann der Besucher nun Original und Abguss in direkter Gegenüberstellung vergleichen. Er hat zudem in der Ausstellung die einmalige Gelegenheit, den Abguss ohne künstliche und natürliche Alterung der Oberfläche in ihrem ursprünglichen kupferfarbenen Glanz zu erleben. Die Oberfläche der Kopie wird erst nach der musealen Präsentation für die Aufstellung im Freien dem Original entsprechend patiniert.
Die vollrunde Bronzefigur des römischen Meeresgottes Neptun steht auf einem Delphin und hält in der rechten Hand einen Dreizack. Petel lässt seinen Neptun nicht wie andere Künstler als kraftstrotzenden Beherrscher der Weltmeere auftreten, sondern als altehrwürdigen Meeresgott. Dies zeigt sich in seiner leicht gebückten Haltung, seinem Antlitz mit dem langen wehenden Bart und den anatomischen Details der Körperbildung.
Der in Weilheim geborene Bildhauer Georg Petel entwarf dieses Meisterwerk um 1628/29, das von Wolfgang II Neidhardt (1573/74-1632) in Augsburg gegossen wurde. Georg Petel, dessen kurze Schaffenszeit in die erste Hälfte des Dreißigjährigen Krieges fiel, gilt als einer der Wegbereiter des Barock in Deutschland. Nach einer ersten Ausbildung bei dem Weilheimer Bildschnitzer Bartholomäus Steinle lernte er in der Werkstatt des Christoph Angermair in München das Schnitzen in Elfenbein. Eines seiner schönsten Elfenbeinkruzifixe ist in der Schatzkammer der Münchner Residenz zu sehen. Nach Aufenthalten in Italien, wo ihn die Werke Gianlorenzo Berninis beeinflussten, und in den Niederlanden, wo er Freundschaft mit Peter Paul Rubens schloss, ließ er sich 1625/26 in Augsburg nieder.
Kurfürst Maximilian I. von Bayern erwarb spätestens 1641 den Neptun und ließ ihn vor einer halbrunden Arkadenarchitektur als Brunnenfigur am östlichen Ende des großen Gartens im Süden der Residenz aufstellen. Der Chronist Baldassare Pistorini beschreibt ihn dort 1644: " … in der Mitte des Wassers dieses [Brunnens] erhebt sich ein rauer, hoher Felsen, auf dessen Spitze Neptun in strenger Majestät steht, mit dem Dreizack in der Rechten, aus dessen Zinken das Wasser fließt … Mit den Füßen tritt er auf einen gekrümmten Delphin, welcher durch diesen Druck mit großer Heftigkeit Spritzer von Wasser aus den Nasenlöchern ausstößt."
1733 errichtete François Cuvilliés d. Ä. die Grüne Galerie und der Garten wurde geteilt. Der Neptun wurde nun inmitten eines Brunnenbeckens im größeren westlichen Teil aufgestellt. Diese Situation ist auf einem Gemälde von Domenico Quaglio zu sehen, das auch in der Ausstellung gezeigt wird. Mit der Errichtung des Königsbaus wurde die Gartenanlage ganz aufgegeben. Im neu entstandenen Königsbauhof präsentierte man den Neptun als Standbild auf einem hohen Sockel ohne Wasserbecken.
Herzog Wilhelm V. und Maximilian I. gaben für die Münchner Residenz eine Reihe von figürlichen Großbronzen in Auftrag, die international als Hauptwerke des Manierismus und des Frühbarock gelten. Von diesen Meisterwerken kann der Besucher neben dem Neptun auch die originale Brunnenfigur des Perseus (um 1585/90) von Hubert Gerhard aus dem Grottenhof der Residenz bewundern, die im anschließenden Raum ausgestellt ist. Auch diese Bronze wurde im Grottenhof durch eine Kopie ersetzt.
Die Ausstellung kann während der regulären Öffnungszeiten des Residenzmuseums (täglich 9-18 Uhr; letzter Einlass 17 Uhr) besichtigt werden.
Weitere Informationen im Internet: www.residenz-muenchen.de
Presse-Informationen:
Kathrin Jung, Bayerische Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 28. Mai 2008
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