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8. Mai 2008

Pressemitteilung

Ausstellung "Frühstück beim Kaiser von China" in der Residenz München

Vom 8. Mai bis 19. Oktober präsentiert die Bayerische Schlösserverwaltung in der Sonderausstellung "Frühstück beim Kaiser von China – Exotische Welten auf europäischen Tapisserien" acht kostbare Wandteppiche des 18. Jahrhunderts in einer beeindruckenden Inszenierung. Die riesigen Tapisserien, die bis zu 26 Quadratmeter groß sind, stammen aus der berühmten französischen Manufaktur Beauvais und der Würzburger Manufaktur Pirot. Luxuriöse Wandbehänge waren früher die wertvollsten Ausstattungsstücke in den Schlössern und Residenzen.

Erstmals werden die Tapisserien an einem Ort gezeigt

Die sechsteilige China-Folge der königlichen Manufaktur Beauvais ist nach mehr als 150 Jahren erstmals wieder komplett in der Residenz München zu sehen. Um 1815 schmückte sie den Salon der Kronprinzessin Therese in den Kurfürstenzimmern. Zwei dieser sechs Wandteppiche wurden 1845 deponiert und gelangten schließlich 1934 in die Residenz Bamberg. Nun sind die beiden Behänge der Beauvais-Folge für die Ausstellung nach München zurückgekehrt und werden zusammen mit zwei ebenfalls aus Bamberg kommenden China-Tapisserien der Würzburger Manufaktur Pirot gezeigt.

Aufwendig restauriert und eindrucksvoll präsentiert

Fünf der ausgestellten Tapisserien wurden in den letzten fünf Jahren aufwendig restauriert. Die Kosten für diese Maßnahme betrugen knapp 100.000 Euro. Nun kommen ihre Farbenpracht und die Feinheit ihrer Textur wieder voll zur Geltung. Die Tapisserien im Schwarzen Saal werden in einer eigens an die empfindlichen Textilien angepassten Ausstellungsarchitektur präsentiert. So kann der Besucher ganz aus der Nähe die handwerkliche und künstlerische Meisterschaft der Wirker des 18. Jahrhunderts bewundern.

In den benachbarten Kurfürstenzimmern sind drei Wandteppiche dagegen in ihrem historischen Raumzusammenhang zu sehen. Obwohl Tapisserien früher zu den kostspieligsten Kunstwerken zählten, schmückten sie in den fürstlichen Residenzen die Wände ganzer Raumfluchten.

Die China-Folge der Manufaktur Beauvais

Die königliche Manufaktur in Beauvais erzielte um 1686 bis 1690 mit der Folge "Szenen aus dem Leben des Kaisers von China" einen großen Verkaufserfolg. Erstmals wurde auch eine Tapisserien-Folge der exotischen Welt Ostasiens gewidmet. Sie konnte bis zu neun Szenen umfassen, von denen die Münchner Folge aus der Zeit um 1720 bis 1730 sechs zeigt: "Das Frühstück der Kaiserin", "Die Reise", "Die Ananasernte", "Das Mahl", "Die Audienz" und "Die Astronomen". Weltweit sind nur sehr wenige Teppiche aus einer zusammengehörigen Folge erhalten.

Andreas Pirot und die Würzburger Manufaktur

Der große Erfolg der China-Tapisserien der Manufaktur Beauvais fand bald Nachahmer. Unter der Leitung von Andreas Pirot produzierte beispielsweise die Wirkteppich-Manufaktur des fürstbischöflichen Würzburger Hofes von 1728 bis 1749 Tapisserien, die auch das Thema China aufgreifen. In der Ausstellung in der Residenz werden von Andreas Pirot die für die Residenz Bamberg angefertigte "Chinesische Hochzeit" sowie die vier Anstückungen an eine "Astronomen"-Tapisserie der Beauvais-Folge gezeigt.

China-Begeisterung in Europa

China war Anfang des 18. Jahrhunderts für Europäer immer noch eine weitgehend unbekannte, geheimnisumwitterte und exotische Welt. Die Berichte jesuitischer Missionare, zeitgenössische Reisebeschreibungen sowie die Importe von Porzellan, Lackarbeiten oder Tapeten durch die Ostindischen Handelskompanien weckten ein verstärktes Interesse für fernöstliche Kultur. Allerdings wurden damals unter den Begriffen "sinesisch", "chinesisch" oder "indianisch" Stilelemente aus China, Japan, Indien, ja des gesamten Fernen und Nahen Ostens zusammengefasst. So zeigen auch die "China-Teppiche" nicht nur typisch chinesische, sondern auch orientalische und exotische Motive.

Tapisserien – Bilder aus Wolle und Seide

Tapisserien nennt man Wandteppiche mit Bilddarstellungen, die in einer besonderen Webtechnik ausgeführt sind. Dabei werden die in den Webstuhl eingespannten farblosen Kettfäden rechtwinklig von farbigen Schussfäden (aus Wolle, Seide, Gold oder Silber) gekreuzt, die die Kettfäden vollständig bedecken. Als Vorlage für die Tapisserie fertigten Maler Kartons von der geplanten Darstellung im Maßstab 1:1 an. Die Umsetzung in die textile Komposition erforderte von den Wirkern große handwerkliche und künstlerische Meisterschaft, zumal diese den Wandbehang während der Arbeit nur von der Rückseite sehen konnten.

China im Schloss

Weitere Präsentationen zum Thema China hat die Bayerische Schlösserverwaltung bereits in den Reichen Zimmern und in der Ostasiensammlung der Residenz und in drei Parkburgen von Schloss Nymphenburg eröffnet. Ab Juni wird zudem eine Ausstellung über chinesische Fächer in Schloss Nymphenburg zu sehen sein.

Die Tapisserien-Ausstellung kann während der regulären Öffnungszeiten des Residenzmuseums (täglich 9-18 Uhr; letzter Einlass 17 Uhr) besichtigt werden. Die Schlösserverwaltung bietet im Rahmen ihres Führungsprogramms auch Sonderführungen zu diesem Thema an.

Weitere Informationen im Internet: www.residenz-muenchen.de

 

Presse-Informationen:
Kathrin Jung, Bayerische Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 8. Mai 2008


 
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