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27. März 2006
Die Bayerische Schlösserverwaltung stellt die beiden Krönungsmäntel des bayerischen Königs und der bayerischen Königin erstmals gemeinsam bei der Sonderausstellung "Bayerns Krone 1806 – 200 Jahre Königreich Bayern" (30. März bis 30. Juli 2006) in der Münchner Residenz aus. Zuvor waren die beiden Prunkstücke aus rotem Seidensamt noch nie zusammen zu sehen.
Die so genannten »Krönungs Costume« – Bestandteile der Kroninsignien – ließ König Max I. Joseph 1806/07 in Lyon, dem Zentrum der französischen Seidenindustrie, anfertigen. Im Schmuck der Mäntel spiegelt sich die bayerisch-französische Allianz zur Zeit Napoleons wider. Der Mantel des Königs folgt im Schnitt exakt dem Mantel des »Grand Costume«, das Napoleon für seinen Krönungsakt in der Kathedrale Notre-Dame de Paris 1804 schneidern ließ. Von dem napoleonischen Vorbild übernahm Max Josephs Mantel zudem die eigentümliche Form mit einem kurzem Ärmel; der andere Arm bleibt unter dem gerafften Stoff frei.
Das enorme Gewicht des einst mit Hermelin gefütterten Mantels muss den Träger fast völlig seiner Bewegungsfreiheit beraubt haben. Von Napoleon ist überliefert, dass er während der Krönungszeremonie unter dem Gewicht seines Mantels beinahe zusammengebrochen wäre.
Die beiden Ornate für das bayerische Herrscherpaar messen jeweils knapp vier Meter in der Länge und über drei Meter in der Breite. Von dem roten Samtfond setzt sich die bestechende Ornamentik der goldenen Stickerei ab. Bisher war der Krönungsmantel der Könige im König Ludwig II.-Museum in Herrenchiemsee ausgestellt. Der etwas kleinere Krönungsmantel der Königinnen wurde sorgsam im Depot verwahrt.
Mittelpunkt der Ausstellungsinszenierung im Konferenzzimmer ist das zwischen den Krönungsmänteln hängende Bildnis König Max I. Joseph im Kronornat, gemalt 1822 von Hofmaler Joseph Stieler. Auf dem Bild zu sehen sind das goldbestickte Untergewand, die Schärpe, Schuhe, Strümpfe und Handschuhe, ferner der Hermelinbesatz des Mantels und der Hermelinkragen. Die Untergewänder und Hermelinpelze blieben leider nicht erhalten.
Dr. Sabine Heym, Kunsthistorikerin und Museumsreferentin für die Residenz München bei der Schlösserverwaltung, forschte in den vergangenen Monaten über die Kroninsignien und entdeckte dabei auch unbekannte Fakten und Details zur Geschichte der Krönungsmäntel. Ihre Forschungsergebnisse werden im Katalog zur Sonderausstellung publiziert, der zur Eröffnung erscheint.
Heym fand heraus, dass der französische Fabrikant Blanchon Cortet, der die Krönungsmäntel anfertigte, die Gewänder im März 1807 persönlich in München übergab. Die Rechnung betrug 34.600 Livres (15.858 Gulden 20 Kreuzer). Das Finanzministerium monierte damals den Preis, den man für unverhältnismäßig hoch hielt. Ebenso wandte sich die Behörde gegen die Bestellung der kostbaren Hermelinfelle, da »der Bedarf dieses kostbahren und leicht verderbenden Pelzes nicht auf gegenwärtigen Zeitpunkt bestimmt gleich erforderlich (sei)«.
Doch König Max I. bestand auf einer pracht vollen Vervollständigung der Kroninsignien. Er war sich mit seinem Minister Graf Montgelas einig, »dass sie die königliche Würde erforderte«. Daher wurde 1810 die komplette Fütterung der Mäntel und die Garnierung der Säume mit »Hermelinpelzen von der ersten Gattung« vertraglich festgelegt und bis März 1812 vom Hofkürschner Anton Schuster auch geliefert.
Die insgesamt fünf Jahre währende Geschichte um die Fertigstellung der Krönungsmäntel erinnert daran, dass Max I. nicht vom Gedanken an eine Krönung abließ. Dazu kam es aber nie. So wurde der Mantel weder vom ersten Bayernkönig noch von einem seiner Nachfolger offiziell getragen. Die Ornate erscheinen lediglich auf den Staatsporträts und dienten als Symbole für die souveräne Stellung der bayerischen Könige.
Presse-Informationen:
Ines Treffler, Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 27. März 2006
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