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8. März 2006
Die Bayerische Schlösserverwaltung restauriert für die große Sonderausstellung "Bayerns Krone 1806 – 200 Jahre Königreich Bayern" eine 14 Meter lange Festdekoration in der Münchner Residenz. Die Festdekoration wird bei der Ausstellung erstmals in voller Pracht der Öffentlichkeit präsentiert. Dass es dieses Gemälde aus dem Jahr 1814 überhaupt noch gibt, ist eine kleine Sensation. Festdekorationen waren ursprünglich nur für den einmaligen Gebrauch gedacht. Erhalten blieb neben dem 14 Meter langen Gemälde auch ein neun Meter langer Abschnitt eines zweiten Transparentgemäldes. Es ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Spätestens nach dem verheerenden Russland-Feldzug Napoleons war Bayern nur noch wider Willen Bündnispartner Frankreichs. Im Vertrag von Ried (8. Oktober 1813) wurde endgültig der Wechsel auf die Seite der Alliierten vollzogen. So überstand Bayern den Niedergang des Napoleonischen Systems ungeschoren. Im Zuge der nachfolgenden Friedensverhandlungen war auch München Station der Vertragspartner. Für den 24. Juli 1814 war der Besuch des Zaren Alexander I. von Russland und des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen angekündigt.
Mit einer großen illuminierten Festdekoration von rund 90 Metern Länge sollten die beiden Herrscher begrüßt werden. Rechts und links von einer Tempelarchitektur, deren Inschrift die Eintracht als Grundlage des Glücks der Völker beschwor, sollten die beiden großen Leinwandgemälde angebracht und hinterleuchtet werden. Sie zeigen Szenen der Völkerschlacht bei Leipzig und den Einzug der Alliierten in Paris im März 1814.
Die beiden Szenen wurden mit wasserlöslicher Temperafarbe Ton in Ton auf dünne Leinwand gemalt. Hinterleuchtet wirkten sie wie Reliefs aus rötlichem Sandstein. Erstaunlicherweise haben sich diese beiden so genannten Transparentgemälde, die jeweils über 14 Meter lang und über 3 Meter hoch waren, erhalten. Die Darstellung der Völkerschlacht bei Leipzig, welche auch in der Ausstellung zu sehen sein wird, ist zu einem späteren Zeitpunkt auf 9 Meter gekürzt worden. Die Szene mit dem Einzug der alliierten Monarchen in Paris, die Sie heute bereits zu sehen bekommen, ist in voller Länge erhalten und wird in der Ausstellung im Hartschiersaal gezeigt.
Bei den beiden Transparentgemälden handelt es sich um singuläre Relikte europäischer Festkultur; denn entgegen ihrer monumentalen Wirkung waren sie nur für den kurzen, aktuellen Anlass konzipiert. Es gab keinen Grund die flüchtigen Konstruktionen aus Brettern, Latten und dünner bemalter Leinwand aufzubewahren.
Die Sonderausstellung zeigt zudem ein weiteres beeindruckendes Zeugnis aus den Anfangsjahren des bayerischen Königreiches. Im Gegensatz zu den beiden oben beschriebenen Festdekorationen wollte man die Festdekoration zum 25-jährigen Regierungsjubiläum Max I. Joseph der Nachwelt überliefern. Sie war 1824 als triumphale Festarchitektur auf über 900 Metern Länge auf dem Maximiliansplatz errichtet worden. 25 monumentale hinterleuchtete Bilder verherrlichten die Errungenschaften der Regierung Max Josephs.
Damals wurden Umrisslinienstiche für eine Publikation zum Regierungsjubiläum in Auftrag gegeben, die nun in der Ausstellung den ganzen Max-Joseph-Saal illuminieren. Der Besucher kann so die Wirkung der damaligen Illuminationen nachvollziehen und erhält außerdem die Möglichkeit, die Vorstellungen der Zeitgenossen von den Leistungen und den Reformen der Regierungszeit der frühen bayerischen Monarchie kennenzulernen.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Situation Bayerns um 1806: Die Zeit war bestimmt von den dramatischen Folgen der Französischen Revolution und des Aufstiegs Frankreichs zur europäischen Supermacht. Pfalz-Bayern war zwischen den verfeindeten Großmächten eingekeilt; das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zerfiel. Neben den Reformen, den Ereignissen im Vorfeld der Proklamation sowie den Wohn- und Repräsentationsräumen des ersten bayerischen Königspaares thematisiert die Schau die schwierige Situation Bayerns im napoleonischen Zeitalter.
Die Ausstellung in der Münchner Residenz – dem originalen Schauplatz von 1805/06 und jahrhundertlangen Regierungssitz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige aus dem Hause Wittelsbach – erinnert an die Weichenstellungen und die politische Brisanz jener Jahre. Einen Teil der Ausstellung nimmt die Schatzkammer ein, in der die Schlösserverwaltung unter anderem die bayerischen Kroninsignien und Krönungsmäntel neu präsentiert. Diese prachtvollen Symbole des neuen Königreichs lassen Glanz und Glorie der frühen Monarchie lebendig werden. Hochkarätige Leihgaben aus ganz Europa vergegenwärtigen jene Aufbruchszeit, in der Entwürfe für die Zukunft umgesetzt wurden.
Ausstellungsort: Residenz München, Max-Joseph-Platz 3, 80333 München
Öffnungszeiten: 30. März bis 30. Juli 2006, täglich 9-18 Uhr
Eintrittspreise: 9,- Euro (regulär) / 8,- Euro (ermäßigt)
Der Eintrittspreis beinhaltet den Besuch von Schatzkammer und Residenzmuseum.
Presse-Informationen:
Ines Treffler, Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressebilder zu dieser Pressemitteilung sowie zur Ausstellung "Bayerns Krone 1806" finden Sie unter www.bayernskrone.de.
Pressemitteilung 8. März 2006
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