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26. April 2005
Der Freistaat Bayern ist dem Ziel, Schloss Seehof (in Memmelsdorf bei Bamberg) wieder mit Originalstücken auszustatten, ein großes Stück näher gerückt. Vor allem dank der großzügigen Hilfe der Gesellschaft der Freunde von Schloss Seehof ist es gelungen, vier wertvolle Spiegelpaneele für die Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe zurückzuerwerben. Damit können die Kopien durch Originale ersetzt werden.
Am Dienstag (26. April) stellte die Schlösserverwaltung die originalen Spiegelpaneele samt Konsoltischen der Öffentlichkeit vor. Für die Möbel sind keine Aufträge bekannt, sie können aber dem damals am Bamberger Hof viel beschäftigten Bildhauer Ferdinand Tietz zugeschrieben werden.
Mit der Säkularisierung sowie während des letzten Jahrzehnts der privaten Nutzungszeit in den 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde nahezu das gesamte Interieur und Mobiliar veräußert. Infolge des vernachlässigten Bauunterhalts waren Schloss, Nebengebäude und der Barockgarten vom Verfall bedroht. Es war deshalb ein Glücksfall, dass mit dem Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes und des Entschädigungsfonds 1975 der Freistaat Bayern die einstige fürstbischöfliche Sommerresidenz durch das Kultusministerium zurückerwerben konnte. Nach und nach konnten auch Teile der Ausstattung wieder nach Seehof zurückgeholt werden. Erst seit 1993 sind die Schauräume für die Öffentlichkeit zugänglich. Große Teile des Schlosses werden heute durch das Landesamt für Denkmalpflege genutzt.
Seit 2003 die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen für Schloss Seehof verantwortlich wurde, verfolgt sie das Ziel, die museale Ausstattung – vor allem mit Originalen – zu vervollständigen.
Als die vier Spiegelpaneele im Kunsthandel angeboten wurden, war es der Schlösserverwaltung wegen fehlender Haushaltsmittel zunächst nicht möglich, alle vier Stücke selbst zu erwerben. Die Schlösserverwaltung suchte deshalb Partner und fand sie in der Region: Die Gesellschaft der Freunde von Schloss Seehof e.V. schulterte mit eigenem Kapital und unter Zuhilfenahme von Zuschüssen der Oberfrankenstiftung und der Kulturstiftung der Sparkasse Bamberg den Löwenanteil des Kaufpreises.
Die Schlösserverwaltung beteiligte sich an dem Erwerb, indem sie vier Kopien der Spiegelpaneele mit in Zahlung gab und alle Transport- und Restaurierungskosten für die Originale trug.
Zusammen mit den Spiegelpaneelen – zwei davon werden in den Amtsräumen des Landesamtes für Denkmalpflege eingebaut – konnte ein originaler Konsoltisch nach Seehof transferiert werden, der bis vor kurzem noch in der Würzburger Residenz zu sehen war. Das aufwändig gearbeitete Stück, wohl von Ferdinand Tietz, ist seit wenigen Wochen im Schlafzimmer des Fürstbischofs ausgestellt.
30 Jahre nachdem der Freistaat die ehemalige Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe zurückerworben hat, konnte durch die originalen Spiegelpaneele ein weiterer Meilenstein in der Wiederherstellung der Gesamtanlage Schloss und Park Seehof gesetzt werden.
Der Schlossbau der ehemaligen Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe wurde 1686 unter Fürstbischof Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg begonnen und durch seinen Nachfolger Lothar Franz von Schönborn 1697 fertiggestellt. Noch im 18. Jahrhundert fanden im Inneren mehrere Modernisierungen statt. Von der ursprünglichen Ausstattung sind deshalb nur noch einige wenige Stuckdecken von Johann Jakob Vogel erhalten, wie etwa die prachtvolle Stuckdecke mit einer Darstellung der vier Jahreszeiten im Treppenhaus. Zur Treppenanlage wurde dieser Raum, ursprünglich ein großzügig ausgestatteter Salon, erst 1720 umgebaut.
Unter den Fürstbischöfen Friedrich Karl von Schönborn (1729-46) und Adam Friedrich von Seinsheim (1757-79), die gleichzeitig auch Fürstbischöfe von Würzburg waren, wurde das Interieur und das Mobiliar dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Seinsheim blieb in Seehof stilistisch dem Rokoko verpflichtet und ließ Fehlendes eher ergänzen, als – wie in Würzburg und in der Bamberger Residenz – den jüngsten Modeerscheinungen zu folgen.
Im Jubiläumsjahr erwarten den Besucher weitere kulturelle Höhepunkte: Der Ortskulturring bietet Sommerkonzerte in der Orangerie und die Schlösserverwaltung veranstaltet in Zusammenarbeit mit ICOMOS und dem Arbeitskreis Orangerien in Deutschland e.V. eine internationale Orangerie-Tagung Ende September.
Presse-Informationen:
Ines Treffler, Pressesprecherin der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 26. April 2005
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