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Juli 2004
Nach zehn Monaten Renovierung wird die Ostasiensammlung der Residenz München wiedereröffnet und erstrahlt nun in neuem Glanz.
Die Sammlung der bayerischen Herrscher umfasst mehr als 500 Stücke chinesisches und japanisches Porzellan und zählt zu den großen fürstlichen Sammlungen Europas. Besonders die Gruppe der Porzellane mit kostbarer Goldbronze-Montierung ist bemerkenswert. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt um 1700, der Zeit der europäischen Chinamode.
Nach der Renovierung der Ostasiensammlung zeigen sich die alten Prunkstücke im wahrsten Sinne des Wortes in neuem Licht: Die Beleuchtung und Ausstattung der Räume und Vitrinen ist renoviert und modernisiert worden. Zwischenzeitlich wurden die Porzellane erstmalig intensiv wissenschaftlich bearbeitet. Für die Neuaufstellung wurden die Erkenntnisse aus dieser Untersuchung berücksichtigt. Obwohl viele Stücke durch ihre ästhetische Schönheit für sich selbst sprechen, geht die neue Präsentation auch auf das Bedürfnis der Besucher nach Informationen ein: Beschriftungen geben Auskunft über die Geschichte der Sammlung, Besonderheiten der Exponate und Wissenswertes über ostasiatisches Porzellan.
Zur Eröffnung wird eine musikalische chinesische Darbietung auf Ostasien einstimmen. Neben zahlreichen Experten und Liebhabern der asiatischen Kunst sind auch die Vertreter der chinesischen und japanischen Konsulate in München geladen.
Der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung wird zur Begrüßung sprechen.
Dr. Friederike Ulrichs, Konservatorin der Bayerischen Schlösserverwaltung, führt in die Sammlung und ihre abwechslungsreichen Bestände ein.
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Residenz München, Ostasiensammlung
Täglich im Vormittagsrundgang:
April bis 15. Oktober: 9-13 Uhr, 16. Oktober bis März: 10-13 Uhr
Presse-Informationen:
Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Kathrin Jung,
Telefon (0 89) 1 79 08-164, Fax (0 89) 1 79 08-190
presse@bsv.bayern.de
Die Ostasiensammlung beherbergt mehr als 500 Porzellane aus China und Japan sowie einige Lackarbeiten. Sie wurde von den bayerischen Kurfürsten in drei Jahrhunderten zusammengetragen. Die frühesten Porzellane stammen aus dem späten 16. Jahrhundert, einzelne Stücke befanden sich schon in der Kunstkammer Herzog Albrechts V. (reg. 1550- 1579).
Die meisten Porzellane der Ostasiensammlung wurden in der Zeit um 1700 von Kurfürst Max Emanuel (reg. 1679-1726) erworben. Es war die Zeit der europäischen Chinamode. Luxusprodukte wie Porzellan und Lack waren "en vogue", und jeder Fürst, der es sich leisten konnte, kaufte Porzellan für die repräsentative Ausstattung seiner Prunkräume. Die europäische Porzellanherstellung glückte erst 1708 in Meißen, so dass vor dieser Zeit nur Ostasien die begehrte Ware liefern konnte. Besonders markant sind die ostasiatischen Porzellane mit europäischen Montierungen aus vergoldeter Bronze oder Silber, die Anfang des 18. Jahrhunderts in Paris und anderen Zentren der Goldschmiedekunst angefertigt wurden und die Kostbarkeit des Porzellans noch steigern sollten.
Neben der Blauweiß-Ware, in ihrer Zeit geradezu der Inbegriff von Porzellan, sind in der Sammlung auch zahlreiche farbige Porzellane aus China der sogenannten "Famille verte" und "Famille rose" sowie rein weißes "Blanc de Chine" vertreten. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Sammlung um japanisches Porzellan ergänzt. Beliebt war vor allem Imari-Porzellan. Es kostete weniger als das feinere Kakiemon-Porzellan und seine üppige Bemalung mit dem typischen Farbklang Kobaltblau, Eisenrot und Gold auf weißem Grund entsprach dem Geschmack der Barockzeit. Japanisches Imari-Porzellan wurde von chinesischen Manufakturen als sogenanntes "Chinese Imari" nachgeahmt, um ihrerseits von den großen Exporten nach Europa zu profitieren. Hauptimporteur war die niederländische Ostindienkompanie, die auch unchinesische Geschirrformen wie Saucieren, Henkeltassen oder Senftöpfe für den europäischen Markt in Auftrag gab. Auch diese Erzeugnisse sind in der Wittelsbacher Sammlung zu besichtigen.
Noch immer schmücken ostasiatische Porzellane die Prunkräume der Münchner Residenz, beispielsweise in den sogenannten Reichen Zimmern der Rokokozeit. In den 1920er Jahren wurde aber für den Großteil der Porzellane die Ostasiensammlung in den Rückwärtigen Kurfürstenzimmern des Residenzmuseums eingerichtet. Dort wird sie seit 1966 – nach dem Wiederaufbau der kriegszerstörten Residenz – wieder gezeigt.
Neben den ostasiatischen Porzellanen hat ein weiteres exotisches Kunstwerk aus dem damals fernen Osten einen Platz in der Sammlung gefunden: ein äußerst kostbarer persischer Wirkteppich aus der Gruppe der sogenannten Polenteppiche, der erstmals seinem hohen künstlerischen Rang entsprechend angemessen präsentiert werden kann. Der Teppich war ein Auftragswerk für den polnischen König Sigismund III. Wasa und gelangte durch eine Mitgift im Jahre 1642 in Wittelsbacher Besitz. Die Wertschätzung der Kunst ferner Länder war auch für die Kunstankäufe der bayerischen Herrscher ein wichtiger Aspekt, der mit der Wiedereröffnung der Ostasiensammlung neu thematisiert wird.
Pressemitteilung Juli 2004
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