Presse > Pressearchiv > Schloss Höchstädt > Pressemitteilung

Inhalt:

30. Juni 2004

Pressemitteilung

Eröffnung der Ausstellung "Brennpunkt Europas 1704. Die Schlacht von Höchstädt / The Battle of Blenheim"

Faltlhauser: Ausstellung macht europäische Geschichte greifbar

"In Schloss Höchstädt wird jetzt europäische Geschichte greifbar. Vor dreihundert Jahren entschied sich das Schicksal Europas hier in Bayern, und die Folgen prägen bis heute das Angesicht Europas und sogar der Welt. Die Ausstellung veranschaulicht und erläutert die Schlacht als Wendepunkt europäischer Geschichte", kommentierte Finanzminister Kurt Faltlhauser die Eröffnung der Ausstellung "Brennpunkt Europas 1704. Die Schlacht von Höchstädt/The Battle of Blenheim" am Mittwoch (30.6.) in Schloss Höchstädt an der Donau.

Die Schlacht von Höchstädt am 13. August 1704 hat europäische Geschichte geschrieben. Sie stellte die Weichen im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714), der weltumspannenden Auseinandersetzung um das spanische Reich und um die Zukunft der politischen Ordnung Europas, und legte damit den Grundstein für ein Gleichgewicht der Kräfte in Europa. Die Idee einer "balance of power" spannt sich vom spanischen Erbfolgekrieg bis in die heutige Zeit.

Die Schlacht endete mit einem spektakulären Sieg der Allianz von Kaiser und Reich, Briten und Niederländern. Die als unbezwingbar geltende Armee des französischen Sonnenkönigs Ludwigs XIV. und seines Verbündeten, Kurfürst Max Emanuel von Bayern, unterlag. Für Bayern und Schwaben waren die Folgen verheerend. Angesichts der schockierend verlustreichen Kämpfe dieses Krieges entstand die Vorstellung eines "ewigen Friedens" und die Vision institutionalisierter politischer anstatt kriegerischer Konfliktbewältigung. Von den damaligen Vorschlägen führt eine direkte Linie zu den friedenssichernden Institutionen der Gegenwart, Vereinte Nationen und Europäische Union.

"Die Schlacht von Höchstädt und Blindheim hat Weichen gestellt nicht nur für den Fortgang des Krieges, sondern auch für die Zukunft Europas. Sie war ein europäisches Ereignis auf bayerisch-schwäbischem Boden und hat eine historische Dimension, die weit über die Ebene eines Stammeskrieges im Alpenvorland hinausreicht", erklärte Faltlhauser. Er erinnerte an Winston Churchill, der dies mit dem Satz "Blenheim changed the political axis of the world" charakterisiert hatte.

"Besonders freue ich mich auch, dass wir mit dieser Ausstellung Schloss Höchstädt erstmals in großem Umfang der Öffentlichkeit präsentieren können. Der Freistaat investiert in die Sanierung dieses geschichtsträchtigen Schmuckstücks insgesamt 30 Millionen Euro", ergänzte Faltlhauser. In den vergangenen Jahren wurde das Schloss von Grund auf restauriert und saniert. Mittlerweile beherbergt es als einer der bedeutendsten Schlossbauten der Spätrenaissance in Bayern das Forum für Schwäbische Geschichte des Bezirks Schwaben. Die Ausstellung "Brennpunkt Europas 1704 – Die Schlacht von Höchstädt – The Battle of Blenheim" wird im 2. Obergeschoss auf einer Fläche von rund 1500 Quadratmetern gezeigt.

Am Festakt anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Stadtpfarrkirche in Höchstädt nahmen Herr Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber und Frau Karin Stoiber, S.K.H. Herzog Franz von Bayern, H.G. Herzog von Marlborough sowie diplomatische Vertreter aus mehreren europäischen Ländern teil. Ein ökumenisches Friedensgebet und die Festrede von Herrn Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber wurden unter anderem umrahmt durch die Neue Hofkapelle München mit der erstmaligen Wiederaufführung des "Le triomphe de la paix" von Pietro Torri, einer festlichen Kantate, die Max Emanuel anlässlich des Friedensschlusses von Rastatt (1714) hatte komponieren lassen. Im Anschluss an den Festakt fand nach einem gemeinsamen Gang zum Schloss ein Staatsempfang auf Einladung von Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber in Schloss Höchstädt statt.


Informationen zur Ausstellung

Die Ausstellung beginnt mit der Situation in Europa kurz vor 1700: Das von der spanischen Linie des Hauses Habsburg regierte Weltreich Spanien mit seinen großen Überseekolonien stand zur Vererbung an. Die großen Kontrahenten auf dem europäischen Kontinent, Ludwig XIV. von Frankreich und der Kaiser aus dem österreichischen Haus Habsburg, meldeten ihre – jeweils dynastisch legitimierten – Erbansprüche an. Sowohl die europäischen Landmächte als auch die Seemächte England und Holland fürchteten eine Übermacht Frankreichs oder Österreich-Habsburgs in Form einer europäischen "Monarchia Universalis". Deshalb verständigte man sich darauf, dass eine Mittelmacht, die bayerischen Wittelsbacher, den spanischen Thron erben sollte. Der vorzeitige Tod des Kurprinzen Joseph Ferdinand 1699 bedeutete eine Katastrophe für die ehrgeizigen Aufstiegspläne seines Vaters Max Emanuel. Als im letzten Testament des spanischen Habsburgers Karls II. überraschend ein Enkel Ludwigs XIV. zum Alleinerben ernannt wurde, erschien der Krieg unvermeidlich. Für Max Emanuel stellte sich eine Allianz mit Frankreich und gegen Österreich-Habsburg als aussichtsreicher dar – versprach ihm Ludwig XIV. doch die ersehnte Königswürde.

1701 begann die militärische Auseinandersetzung, die als "Spanischer Erbfolgekrieg" in die Geschichte einging. Bei ihrem ersten Höhepunkt, der "Schlacht von Höchstädt", standen sich am 13. August 1704 über 100.000 Soldaten gegenüber, von denen rund 25.000 starben oder verwundet wurden. Die Ausstellung thematisiert neben dem eigentlichen Schlachtgeschehen die Fragen nach den Konventionen der Kriegführung im 18. Jahrhundert, nach der Bedeutung von Waffentechnik, von Organisation und Versorgung der Armeen. Gefragt wird nach der Motivation der Heerführer und der einfachen Soldaten, nach dem Schicksal der Bevölkerung in Bayern wie in Schwaben, die unter den Durchzügen und Einquartierungen der Armee ganz gleich welcher Seite zu leiden hatte.

Mit der "Schlacht von Höchstädt" verlor Frankreich die erste und entscheidende Schlacht des Spanischen Erbfolgekriegs. Als direkte Folge musste Max Emanuel ins Exil; 1706 wurde über ihn und seinen Bruder Joseph Clemens, den Kölner Kurfürsten, die Reichsacht verhängt. Bayern wurde von Österreich besetzt. Der Leidensdruck entlud sich in einem Aufstand der Bevölkerung, der 1705 in der "Sendlinger Mordweihnacht" sowie bei Aidenbach niedergeschlagen wurde.

Erst 1714 endete das lange, blutige Ringen um das spanische Erbe, das nun doch geteilt wurde. Für England als den eigentlichen Sieger des Konflikts begann damit der Aufstieg zum "Schiedsrichter Europas" und zur Weltmacht. Max Emanuel konnte aus seinem langjährigen Exil zurückkehren und wurde wieder als Kurfürst und Landesherr von Bayern eingesetzt. Die Großmachtträume der Wittelsbacher waren vorerst aufgeschoben.

Die Ausstellung macht die wechselnden Allianzen und Kriegsziele der beteiligten europäischen Nationen durchschaubar. Sie zeigt Legitimation und Selbstpräsentation der Sieger und Verlierer in zeitgenössischen Kunstgegenständen. Gemälde, Tapisserien, Medaillen, Tafelaufsätze und Möbel aus internationalen Sammlungen veranschaulichen in abwechslungsreicher Inszenierung die entscheidenden Aspekte der Politik, Diplomatie, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Uniformen, Waffen, Druckgraphik, Karten und Pläne informieren über die technischen Aspekte der Kriegführung. Relikte vom Schlachtfeld vergegenwärtigen beeindruckend das Grauen des Kriegsgeschehens. In einem Raum des Schlosses, der zugleich einen Blick auf das Schlachtfeld eröffnet, wird der Verlauf der Schlacht an einem großen animierten Geländemodell verständlich nachgestellt.

Europa hat aus dem Konflikt um die spanische Erbfolge gelernt. Erstmals meldete sich eine fundierte Friedenspublizistik zu Wort, die angesichts der blutigen Schlachten und der Verwüstungen dem politischen Ausgleich das Wort redete und über die Möglichkeiten eines immerwährenden Friedens reflektierte. Durch eine vorausschauende Neuordnung Europas versuchten die Mächte, künftige Erbauseinandersetzungen zu entschärfen. Das Gleichgewicht der Kräfte, "Balance of Power", musste zwar immer wieder austariert werden, wurde aber zum politischen Leitmotiv der Konfliktvermeidung und zur Grundlage lang andauernder Friedenszeiten in Europa.


Ausstellungstermin: 1. Juli bis 7. November 2004

Ausstellungsort: Schloss Höchstädt an der Donau

Anschrift:
Herzogin-Anna-Straße 52
89420 Höchstädt/Donau
Telefon (0 90 74) 95 85-7 00; Fax (0 90 74) 95 85-7 91

Öffnungszeiten: Täglich außer Montag von 9 bis 18 Uhr

Eintrittspreise: regulär: 6,- Euro; ermäßigt: 5,- Euro; Kinder und Schüler: freier Eintritt

Ausstellungskatalog:
Der Katalog ist für 24,80 Euro in der Ausstellung und bei der Schlösserverwaltung erhältlich.

Informationen zur Ausstellung erhalten Sie unter:
Bayerische Schlösserverwaltung, Postfach 202063, 80020 München,
Telefon 089/17908-0, Fax 089/17908-154, E-Mail info@bsv.bayern.de ,

Informationen im Internet unter www.europa1704.de

 

Presse-Informationen:
Michael Grill, Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 30. Juni 2004


 
Eye-Able Assistenzsoftware