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29. März 2004

Pressemitteilung

Das Juwel am Ammersee öffnet wieder für das Publikum

Am 3. April endet für das Künstlerhaus Gasteiger in Utting-Holzhausen der Winter. München feiert den Jugendstil – am Ammersee ist das Haus zu besichtigen, in dem sich einst die Künstler versammelten

Einladung zur Jahrespressekonferenz des Künstlerhauses Gasteiger mit Landschaftsgarten am Dienstag, 30. März 2004 um 10 Uhr in der Bauernstube des Künstlerhauses Gasteiger, Eduard-Thöny-Straße 43 in 86919 Utting/ Holzhausen (Telefon 0 88 06/ 699).

Nach der Winterschließung öffnet nun wieder das Künstlerhaus Gasteiger am Ammersee für das Publikum. Die Bayerische Schlösserverwaltung möchte bei der Jahrespressekonferenz einen Überblick geben, wie das kleine, aber feine Juwel am Ammersee inklusive der in ihm gezeigten Kunst gepflegt, instandgesetzt und der Öffentlichkeit präsentiert wird. Außerdem werden die Kurse und Veranstaltungen für 2004 vorgestellt. In diesem Jahr ist für das Gasteigerhaus von besonderer Bedeutung, dass in München die Epoche des Jugendstils gefeiert wird. Im Gasteigerhaus lässt sich besonders gut nachempfinden, wie die Künstler der damaligen Zeit ihr Leben und Wirken gestalten wollten.

Auf dem Weg zur Moderne / Das Künstlerhaus Gasteiger im Jahr 2004

Von Elmar D. Schmid, Bayerische Schlösserverwaltung

"München! Stadt des Jugendstils" – mit einem umfangreichen Gemeinschaftsprojekt des Museums Villa Stuck und des Münchner Stadtmuseums wird zur Zeit eine Epoche der Münchner Kunst gefeiert, die weltweit immer mehr Beachtung findet. Auf dem Weg zur Moderne wollte die junge Künstlergeneration um 1900 dem oft wahllosen Wirrwarr des späten Historismus eine neue, anspruchsvoll gestaltete Kunst entgegensetzen, ausgehend von der Reformierung des gesamten Lebens. Unter dem Aspekt des Gesamtkunstwerks sollten alle künstlerischen Gestaltungselemente durchdrungen werden: Malerei und Bildhauerei; Architektur und Kunsthandwerk; Raumkunst, Möbel und Gebrauchsgegenstände ebenso wie Zeitschriften und Buchprodukte.

Die Ausstellungen im Münchner Museum Villa Stuck widmen sich den bekannten Protagonisten des Münchner Jugendstils und zum ersten Mal auch ausführlich der 1896 gegründeten Wochenschrift "Jugend", die der künstlerischen Reformbewegung den Namen gab. Für die "Jugend", die bislang etwas im Schatten der ebenfalls 1896 gegründeten Zeitschrift "Simplicissimus" stand, arbeiteten vor allem Mitglieder der Künstlervereinigung "Die Scholle". Ähnlich wie Franz von Stuck oder Julius Exter waren diese Künstler um 1900 maßgeblich an der Erneuerung der Münchner Malerei beteiligt. Sie halfen mit, der Kunst der Gruppe "Blauer Reiter" den Weg zu bereiten. Bis zum Ersten Weltkrieg blieben München und Oberbayern ein Brennpunkt der modernen Kunst von internationalem Rang.

Die Erneuerung der Kunst und des künstlerischen Lebens um 1900 war eine breite Bewegung und wurde von vielen Kräften getragen. Mathias und Anna Gasteiger zählen zu den namhaften Künstlern des Münchner Jugendstils. Ausgehend vom Vorbild der Natur fanden sie zu einer eigenständigen Stilisierungskunst. In der Münchner Augsburger Abendzeitung vom 19.4.1922 ist über die Arbeiten des Künstlerehepaares zu lesen:

"In der ,Deutschen Kunst' in der alten Schackgalerie stellt Frau Anna Gasteiger zahlreiche Proben ihrer Stillebenmalerei aus. Trotzdem zur Freude jedes Referenten bei den einzelnen Bildern die Jahreszahl der Entstehung angegeben ist, kann so etwas wie eine Entwicklung mit dem gegebenen Materiale nicht gut konstruiert werden. Denn mitten zwischen Blumenbildern, deren Bedeutung in der stark betonten Farbigkeit, in dem Herausholen der Eigenfarbe beruht, erscheint schon eine kleine Landschaft, wie die Landungsbrücke, die mehr auf braun und goldene Tonigkeit abgestimmt ist. Aber im Ganzen kann man doch eine Linie ziehen von früheren Bildern, die in kräftiger Koloristik flott und breit heruntergestrichen sind, zu den späteren, deren Vorzug eine harmonische Geschlossenheit bildet. Auch der Geschmack in der Anordnung wird kultivierter, raffinierter und kommt z. B. in dem Juccastilleben jenen entzückenden japanischen Farbholzschnitten und Blumenarrangements ganz nah. Ostasiatische Beeinflussung, nicht aufdringlich zur Schau getragen, glaubt man auch in mancher der feinen Landschaften, z. B. dem Parkweg, dem Forellenweiher, aufstöbern zu können. Das ändert an der Reife und Vornehmheit dieser Kunst nichts.

Auch der Gatte der Malerin, der Bildhauer Matthias Gasteiger, der Schöpfer des populären Brunnenbuberls, hat einige Arbeiten an gleichem Ort ausgestellt. Diese Kleinbronzen, durchweg in leichter Stilisierung, atmen alle jene liebenswürdige Grazie und scharmante Eleganz, die seine Schöpfung am Karlsplatz zum Liebling des Publikums gemacht haben. Feines Formgefühl und eine leichte, glückliche Gestaltungskraft eignen allen Arbeiten des Künstlers. Zwei Tierfiguren, Rehe, aus Messingguss, sind in ihrer herben Kantigkeit glücklich auf die Verwendung größerer Flächen in diesem Material abgestimmt. Die kleine Terrakotta eines jungen "Fauns" ist ebenso wie die bronzene Tänzergruppe durch feine Geschlossenheit ausgezeichnet."

Einem Hauptanliegen des Jugendstils, das Leben durch die Kunst neu zu gestalten, haben Mathias und Anna Gasteiger mit Errichtung ihres Sommersitzes in Holzhausen am Ammersee ab 1902 in idealer Weise entsprochen. Die kleine Villa, eingebettet in einen ausgedehnten Landschaftspark am See und umgeben von einem prächtigen Blumengarten, ist zusammen mit der Ausstattung des Gebäudes ein Gesamtkunstwerk von außergewöhnlichem Reiz. Hier kamen gleichgesinnte Münchner Künstler zusammen, so Mitglieder der Gruppe "Die Scholle" oder Mitarbeiter der Zeitschriften "Jugend" und "Simplicissimus". Manche ließen sich ebenfalls in Holzhausen nieder, so Eduard Thöny, Fritz Erler, Walter Georgi oder Adolf Münzer. Fast alle sind auf dem kleinen Friedhof im Ort begraben.

Die dörfliche Abgeschiedenheit in der weitläufigen Sommerlandschaft am Ufer des Ammersees wurde zum Kennzeichen der "Künstlerkolonie Holzhausen". Im Mittelpunkt stand ein geruhsames, ungezwungenes Künstlerleben, in das weitere Freunde wie Ludwig Thoma, Olaf Gulbransson oder Thomas Theodor Heine einbezogen waren.

Im Sommer 2004 sind durch die Jugendstilausstellungen im Münchner Museum Villa Stuck anschauliche Verbindungen zum Gasteiger-Haus gegeben: Ausgehend von der herrlichen Natur am Ammersee wird hier die um 1900 propagierte neue Lebensgestaltung durch die Kunst auch heute noch zum reinen Genuss.

Für das Künstlerhaus Gasteiger in Holzhausen am Ammersee soll in diesem Sommer auch sonst vermehrt geworben werden, so auf der Roseninsel im Starnberger See und vor allem im Buchheim Museum in Bernried.

Im Künstlerhaus Exter in Übersee-Feldwies am Chiemsee wird vom 20.6.2004 bis 8.8.2004 folgende Ausstellung gezeigt: "Professor Julius Exter (1863-1939) und seine Schülerin Anna Gasteiger (1877-1954)".

Öffnungszeiten Gasteiger-Haus:
April bis Oktober sonntags von 14-17 Uhr; November-März geschlossen

Öffnungszeiten Exter-Haus:
Bei Ausstellungen von Frühjahr bis Herbst 17-19 Uhr sowie nach Vereinbarung; Montags geschlossen


Die aktuellen Baumaßnahmen am Künstlerhaus Gasteiger

Von Thomas Steffny und Christoph Strasser, Bayerische Schlösserverwaltung

Im Bereich der Villa Gasteiger wurden originale Steinbildhauerarbeiten des Künstlers Mathias Gasteiger (1871-1934) von der Bayerischen Schlösserverwaltung instandgesetzt und der Öffentlichkeit zur Besichtigung zugänglich gemacht.

Eine freistehende Steinsäule wurde restauratorisch bearbeitet und nach der Rekonstruktion der aufgesetzten Laterne wieder neu aufgestellt. Die steinernen Einzelteile der gesamten Säule wurden fachgerecht abgebaut, überarbeitet und neuversetzt. Bei der Neuaufstellung wurde anstatt des bisherigen maroden, im Laufe der Jahre mit Beton ausgeflickten Sockels ein neuer Tuffsteinsockel hergestellt, der dem Gesamtwerk zusammen mit der ebenfalls erneuerten Kapitellplatte eine bessere Stabilität verleiht (Bildhauer Karl Schmidt). Die darauf aufgesetzte, nach einem Foto rekonstruierte Laterne aus Kupferblech ist in den Werkstätten der Bayerischen Schlösserverwaltung (Ausführung: Josef Sckell) entstanden. Das Umfeld ihres Standortes an der Wegegabelung am Kittenbach erhellt sie nun mit elektrischem Licht und trägt dazu bei, den abendlichen Weg zum Künstlerhaus einladender und freundlicher zu gestalten.

Grabmal der Künstlerfamilie Gasteiger

Nicht zuletzt aus Gründen der Verkehrsicherheit des Friedhofs wurde die grundlegende Instandsetzung des Gasteiger-Grabmals erforderlich. Das deutlich verschobene und "aus den Fugen geratene" Standrelief musste komplett abgebaut und in seine Einzelteile zerlegt werden. Konservatorische Maßnahmen am Stein und Bildrelief, wie das Härten von porösen Steinoberflächen und das Entfernen von Bemoosungen und Krustenablösungen, die durch Kompressen reduziert werden können, sind derzeit noch in der Werkstatt der Fa. Dr. Pfanner in Arbeit. Des weiteren muss der komplette Unterbau erneuert werden, um eine tragfähige Grundlage für die kommenden Jahrzehnte zu schaffen. Nach der Frostperiode kann das Grabmal voraussichtlich im Mai 2004 wiedererrichtet werden und wird weiterhin an die bedeutende Künstlerfamilie erinnern.


Die aktuellen gärntnerischen Maßnahmen rund um das Künstlerhaus Gasteiger

Von Johann Auer, Bayerische Schlösserverwaltung

Neugestaltung des Staudenbeets im Umgriff der Villa

Das Staudenbeet, das erstmals 1997 angelegt wurde, bedarf einer Überarbeitung und Ergänzung. Bedingt durch die unterschiedliche Wüchsigkeit der verschiedenen Staudenarten wird mit den Jahren das Raumgefüge zerstört, indem sich die wüchsigeren Arten auf Kosten der weniger wüchsigen stark ausbreiten. Spätestens dann ist die Zeit gekommen, die Stauden herauszunehmen und neu auf der Fläche zu verteilen. Bei dieser Gelegenheit wird die Fläche des Staudenbeetes heuer im Frühjahr um zirka 50 Prozent vergrößert. Da das Staudenbeet ein Element von hoher gartendenkmalpflegerischer Bedeutung darstellt, werden die Stauden hauptsächlich nach ihrem historischen Vorkommen (d. h. um 1900 bereits bekannt und zu dieser Zeit üblich) ausgewählt. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Anlage des Staudenbeetes und die Auswahl der Stauden von Anna Sophie Gasteiger selbst durchgeführt wurde. Sie benutzte die Stauden als Vorlage für die Blumenstilleben, denen sie letztendlich ihren Bekanntheitsgrad verdankt.

Freistellung wichtiger raumbildender Solitärgehölze

Im Gehölzbestand zum Ufer des Sees hin finden sich mehrere mächtige Eichen, die ursprünglich solitär standen. Da die notwendigen Läuterungsmaßnahmen über viele Jahre unterblieben waren, sind die Solitär-Eichen als solche nicht mehr wahrzunehmen. Im Winter 2002/03 wurde der Jungwuchs behutsam zurückgedrängt, um letztendlich die Eichen wieder freizustellen. Diese Maßnahme soll im folgenden Winter fortgesetzt werden.

 

Presse-Informationen:
Michael Grill, Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 29. März 2004


 
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