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18. Juli 2003

Pressemitteilung

Stadtresidenz Landshut: Eröffnung der restaurierten Birkenfeldzimmer und des neuen Eingangsbereichs

Attraktion für Landshut: 200 Jahre alte Tapeten wiederentdeckt

Nach zehnjähriger aufwändiger Restaurierung eröffnet die Bayerische Schlösserverwaltung am 18. Juli 2003 die "Birkenfeldzimmer" in der Stadtresidenz Landshut wieder für das Publikum. Gleichzeitig wird der neu gestaltete Eingangsbereich mit modernem Kassenraum und Museumsladen eingeweiht.

Die Birkenfeldzimmer sind nach ihrem Bewohner, Pfalzgraf Wilhelm von Birkenfeld-Gelnhausen (1752-1837), dem Neffen des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern, Vetter und Schwager des bayerischen Kurfürsten und Königs Max Joseph, benannt. Die Raumfolge im ersten Geschoss des Deutschen Baus der Stadtresidenz wurde 1780 für Pfalzgraf Wilhelm im klassizistischen Stil ausgestaltet und von ihm bis 1799 bewohnt. Am 6. Mai 1803, vor genau 200 Jahren, bezog Kurprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., die Birkenfeldzimmer während seiner Studienzeit an der Landshuter Universität. Noch einmal wurden die Räume um 1872 verändert, als sich König Ludwig II. von Bayern ein Absteigequartier einrichten ließ, das er jedoch nie benutzte.

Aus allen diesen Epochen vereint die aus fünf Räumen bestehende repräsentative Zimmerflucht heute Ausstattungselemente. Höhepunkt und besondere Attraktion sind die im Zuge der Restaurierungsmaßnahmen freigelegten klassizistischen Tapeten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit 1803 zur Studienzeit des Kurprinzen Ludwig angebracht wurden.

1993, am Beginn der Restaurierung, machte man einen sensationellen Fund: unter den modernen, 1935 aufgebrachten Wandbespannungen verbargen sich zwei Schichten historischer Tapeten. Die jüngeren, relativ stark zerstörten Tapeten stammten aus der Zeit Ludwigs II. Bei den älteren handelt es sich um äußerst wertvolle klassizistische Tapeten aus den bedeutendsten Pariser Tapetenmanufakturen ihrer Zeit, so der Manufaktur Réveillon und ihrer Nachfolgefirma Jacquemart & Bénard.
Diese im Handdruckverfahren, auf handgeschöpften Büttenpapierbögen hergestellten Tapeten von 1803 sind in großen Partien erhalten geblieben. Deshalb entschied man sich für ihre Freilegung und Restaurierung sowie die Rekonstruktion der nicht mehr erhaltenen Partien. Mit Ausnahme des ersten Raums, in dem nur wenig zu ergänzen war, wurden die vielfarbigen Tapeten nach historischem Vorbild im Handdruckverfahren mit eigens angefertigten Holzmodeln für jede Farbe nachgedruckt – ein anspruchsvolles und aufwändiges Verfahren, das die lange Restaurierungszeit erklärt.

Nicht nur die Seltenheit, mit der sich solch frühe Tapeten in situ, noch dazu als Ensemble in einer ganzen Raumfolge erhalten haben, macht ihre besondere Attraktion aus. Jeder der vier Räume trägt zudem eine Tapete gänzlich anderen Typs aus dem damals modernen Motivspektrum der Blütezeit der Tapetenproduktion um 1800: das Empfangszimmer eine Draperie-Tapete, die weich fallenden Stoff täuschend ähnlich imitiert, das Arbeitszimmer eine Tapetendekoration im pompejanischen Stil, das Schlafzimmer eine der äußerst beliebten Arabeskentapeten und das Kammerdienerzimmer eine sehr seltene Leinenbatist-Tapete in Imitation einer Stoffbespannung. Ein vergleichbar frühes Ensemble findet man in Deutschland nur im Weimarer Schillerhaus, dort jedoch war so wenig erhalten, dass man die Tapeten vollständig rekonstruieren musste.

Die Birkenfeldzimmer wurden mit hochwertigem Mobiliar und Kunstgewerbe aus den Beständen der Bayerischen Schlösserverwaltung im klassizistischen Stil und gemäß ihrer Funktion ausgestattet. Aus der Birkenfeldzeit stammen noch die schwarz glasierten Landshuter Kachelöfen und die Konsoltische. Von dem kurzen Intermezzo König Ludwigs II. zeugt die qualitätsvolle dunkelbraune Fassung der Holzvertäfelungen in Art einer Holzmaserierung. Im Vorzimmer der Birkenfeldzimmer wurde eine kleine Familiengalerie der Bewohner eingerichtet, darunter auch – erstmals in Landshut – die Porträts der in Landshut aufgewachsenen Kinder des Pfalzgrafen, Maria Elisabeth und Pius August, und des jungen Kurprinzen Ludwig. Sämtliche Ausstattungsstücke wurden aufwändig restauriert. Für den langfristigen Erhalt des historischen Ensembles sorgen die neu geschaffenen Rahmenbedingungen mit Lichtschutz, Beleuchtung und Raumtemperierung.

Im Zuge der Bau- und Sanierungsmaßnahmen für die Museumsräume in der 2. und 3. Etage des Deutschen Baus, in denen die Museen der Stadt Landshut bis Mai 2004 das Stadtmuseum einrichten werden, wurde neben der generellen bautechnischen Instandsetzung auch die Infrastruktur verbessert. Höherer Komfort und Besucherservice wurde mit dem neu gestalteten Kassenraum erreicht, der mit einer gläsernen, transparenten Eingangstür, Regalen für Publikationen und Souvenirartikel sowie einem modernen Kassensystem ausgestattet wurde. Neue Toilettenanlagen im Erdgeschoss und 2. Obergeschoss, ein Aufzug, der auch Behinderten den Zugang zu den Räumlichkeiten ermöglicht, sowie ein feuersicheres Treppenhaus wurden eingebaut.

 

Weitere Informationen und kostenlose Pressefotos erhalten Sie bei:
Claudia Albrecht, Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 18. Juli 2003


 
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