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November/Dezember 2003
Das Holztafelgemälde "Schmerzensmann" aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä. entstand um 1540 und gehört zu den wichtigsten Exponaten der Großen Bildergalerie im Coburger Schloss Ehrenburg. Im Mai 2001 wurde es in die Restaurierungswerkstätten der Bayerischen Schlösserverwaltung im Münchner Schloss Nymphenburg gebracht, da die relativ große Holztafel (75 x 48 Zentimeter) infolge von Klimaschwankungen stark verworfen war und sich Bildschichten gelockert hatten. Es bestand die Gefahr, dass stellenweise Malschichten für immer verloren gehen. Nun, nach zweieinhalb Jahren Untersuchungs- und Restaurierungszeit, kehrt der "Schmerzensmann" von München nach Coburg zurück.
Der aus Kronach gebürtige sächsische Hofmaler Lucas Cranach, einer der produktivsten und bekanntesten deutschen Künstler der Reformationszeit, hat unter anderem auch auf der Veste Coburg gearbeitet. Der nun restaurierte Schmerzensmann ist das einzige aus Coburg überkommene Cranach-Gemälde in öffentlichem Besitz. Eigentümer ist die Coburger Landesstiftung.
In den Werkstätten der Bayerischen Schlösserverwaltung in München wurden Originalsubstanz und Schäden an dem Kunstwerk mit den neuesten technischen Methoden eingehend untersucht. Im Zuge der Arbeiten, die von Diplom-Restauratorin Inga Pelludat geleitet wurden, entstand auch eine Diplomarbeit an der Fachhochschule Köln (Barbara Anna Eble am Fachbereich Restaurierung und Konservierung von Kunst- und Kulturgut).
Es stellte sich heraus, dass das Gemälde insgesamt mindestens fünf Überarbeitungsphasen aufweist und schon in früheren Zeiten in großem Umfang übermalt wurde. Untersuchungen mit Infrarot-Aufnahmen haben bestätigt, dass das Bild sehr sicher der Werkstatt Cranach zuzuordnen ist, da die auf diesem Weg sichtbar gewordene Vorzeichnung unter den Farbschichten äußerst untypisch für Cranach selbst wäre. Um das Original so wenig wie möglich zu verändern, wurden die Eingriffe in die Substanz so gering wie möglich gehalten.
Die Restauratoren kamen insgesamt zu dem Ergebnis, dass Schäden in Zukunft nur dann vermieden werden können, wenn die in der Coburger Gemäldegalerie auftretenden Klimaschwankungen vermindert werden. Bei Messungen war festgestellt worden, dass sich die Holztafel durch schwankende Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer wieder kontrahiert beziehungsweise dehnt. Das Bild stand sozusagen unter "Klimastress". Um diesen zu vermeiden, präsentiert sich der Schmerzensmann nun in einer so genannten Klimabox. Diese Mikroklimavitrine schafft separat für das Gemälde konstantere Feuchtigkeitsbedingungen.
Die Darstellung des Schmerzensmannes gehört zu den bedeutendsten Bildschöpfungen der christlichen Kunst des Mittelalters. Sie zeigt kein konkretes Ereignis aus dem Leben Jesu Christi, sondern erinnert an das Erbarmen des Gottessohnes über die Menschen, das zu seiner Erniedrigung und zum Kreuzestod führte. Diese Darstellung wurde auch von den Reformatoren geschätzt, deren Theologie von der Erlösung durch die Gnade Gottes ausging.
Hinweis für die Redaktionen:
Die Räume in der Coburger Ehrenburg werden aus konservatorischen Gründen nicht geheizt. Um unnötige Wartezeiten zu vermeiden, beginnt die Pressekonferenz am 4.12.03 pünktlich um 12 Uhr. Während des Termins wird das Gemälde an seinen originalen Platz in der Galerie gehängt.
Die Veranstaltung ist somit auch für Fotografen geeignet.
Weitere Informationen und Pressefotos erhalten Sie bei:
Michael Grill, Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung November/Dezember 2003
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