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Mai 2002
Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen betreut in der Residenz München eine der weltweit bedeutendsten historischen Möbelsammlungen. Dieser einzigartige, weit über 1000 Stücke zählende Möbelbestand steht erstmals im Mittelpunkt einer großen Ausstellung. Unter dem Titel "Pracht und Zeremoniell – Die Möbel der Residenz München" wird sie in den Prunkräumen der Residenz präsentiert. Das Augenmerk gilt dabei besonders der Verknüpfung von fürstlicher Möbelkunst und höfischem Zeremoniell. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von S.K.H. Herzog Franz von Bayern. Sie wird maßgeblich gefördert durch die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Drei bedeutende Fürsten aus dem Hause Wittelsbach – Kurfürst Maximilian I. (reg. 1598-1651), Kurfürst Karl Albrecht (reg. 1726-45) und König Ludwig I. (reg. 1825-48) – welche die Residenz maßgeblich ausbauten, möblierten und bewohnten, setzen den zeitlichen Rahmen. Ihre Prunkappartements bilden den Schauplatz der Ausstellung. Diese handelt höchst anschaulich vom Gebrauch der Räume, vom richtigen Standort der Möbel, ihrer angemessenen Gestaltung und Verwendung sowie von den zentralen Vorgängen im Hofleben – von der hohen Diplomatie in Audienz und Konferenz, vom öffentlichen und privaten Speisen, vom fürstlichen Lever und Coucher und nicht zuletzt von Festen, Geselligkeit und Spiel.
Die Ausstellung wird durch einen bekannten Ausstellungsarchitekten inszeniert. Ein königsblauer Teppich bildet die Leitlinie durch die Räume. Der Besucher wird in einem besonderen Rundgang durch drei Jahrhunderte höfischer Ausstattungskunst geführt. Die Möbelkunstwerke werden auf Podesten herausgehoben und ins Licht gerückt: als Einzelstücke oder in Arrangements mit Porträts, Tafelsilber und Porzellan, Textilien und Kleinkunstwerken in Inszenierungen zum höfischen Zeremoniell. Der sonst verwehrte Blick in geöffnete Schränkchen und Schubladen, in Geheimfächer und auf Möbelrückseiten ist in der Ausstellung für kurze Zeit erlaubt. Amüsante Zitate und zeitgenössische Bildsequenzen erhellen den Kontext.
Die Ausstellung konzentriert sich auf eine Auswahl von 350 Möbeln, von denen 130 Ensembles besonders thematisiert sind. Die Exponate wurden für die Schau aufwändig restauriert. Viele Stücke wurden aus den Depots hervorgeholt und werden erstmals der Öffentlichkeit in ihrem eigentlichen Zusammenhang gezeigt. Bedeutende Leihgaben aller Kunstgattungen aus zahlreichen Museen und Sammlungen in New York, Wien, München, Potsdam, Dresden und aus München runden die Präsentation ab.
Die erste Sequenz der Ausstellung präsentiert die kostbaren Prunkmöbel des 17. Jahrhunderts in der Raumfolge der Steinzimmer Kurfürst Maximilians I., ehemals das Gästeappartement für den Kaiser. Wie funkelnde Juwelen reihen sich rund 20 außergewöhnlich prunkvolle Möbel aneinander, steht hier doch das kostbare Einzelstück als Staatsmöbel und Objekt fürstlicher Repräsentation im Vordergrund. Die Prunktische, Kabinett- und Münzschränke, Uhren, Schreibmöbel und Spieltische wurden in den bedeutendsten Kunstzentren Europas gefertigt – in Paris, Florenz, Antwerpen, Augsburg und München. Jeder ihrer Kunsttechniken – Pietra dura, Einlegearbeiten aus Gold, Silber und Edelhölzern, Scagliola, Perlmutt- sowie Boulle-Arbeiten – ist ein eigener Saal gewidmet. Eine Auftaktinszenierung der fürstlichen Gala-Tafel im Antiquarium, dem bedeutendsten Saal der Residenz, und eine besondere Präsentation zu den Kaiserbesuchen am Münchner Hof bilden den zeremoniellen Rahmen.
Mit den Reichen Zimmern Kurfürst Karl Albrechts betritt der Besucher die zweite Schwerpunktepoche der Ausstellung, das Rokoko. Die authentisch erhaltene Möblierung veranschaulicht die Nutzung eines fürstlichen Paradeappartements. Offene Tafel und höfisches Spiel, Sitzrituale und Ankleidezeremoniell, öffentliche Audienz und Privatkonferenz sind die zeremoniellen Themen, die an den authentischen Orten über die Möbel anschaulich werden. Meisterhaft geschnitzte Sitzmöbel und Konsoltische nach Entwurf des Hofarchitekten François Cuvilliés (1695-1768) und Spitzenprodukte aus dem Luxuszentrum Paris sind die Protagonisten dieser Sequenz. Dazu zählt das eindrucksvolle Möbelensemble mit ostasiatischem Lackdekor des Bernard II Vanrisamburgh (nach 1696-1766) ebenso wie der weltweit größte Bestand an Möbeln des Charles Cressent (1685-1768). Der Meister der vergoldeten Bronzen komponierte seine Möbel zu nahezu unbenutzbaren Schaustücken. Mit Kommoden, Sekretären, Schreibtischen und Eckschränkchen warten hier die damals modernsten Möbelschöpfungen auf.
Die dritte Schwerpunktepoche führt in die Wohnung des Königspaares Ludwig I. und Therese im Königsbau. Sie vereinte die Funktionen offizieller Staatsappartements und nicht-öffentlicher Wohnräume. Der Hofarchitekt Leo von Klenze (1784-1864) entwarf ihre Möbel in stetem Diskurs über Fragen der Form, Bequemlichkeit und zeremoniellen Notwendigkeiten mit seinem königlichen Auftraggeber. Vom Dienerschaftsbett bis zum Thronsessel, vom Korrespondenzkasten bis zum Stockständer fand Klenze Lösungen, die beide Aufgaben erfüllten. Ein grafisches Kabinett veranschaulicht den Entwurfsprozess Klenzes, eine Inszenierung des Toilettezimmers der Königin erlaubt den voyeuristischen Blick hinter die Strenge der Raumfolge in das private Refugium Thereses. Den fulminanten Schlusspunkt der Ausstellung bildet eine Installation zum Festsaalbau Ludwigs I., in der bisher nie gezeigte Möbel aus diesem 1944 untergegangenen Festtrakt des Königs zu sehen sind.
Ein Audioguide in deutscher, englischer, französischer und italienischer Sprache steht mit der Eintrittskarte kostenfrei zur Verfügung. Sonderführungen, Kammerkonzerte höfischer Musik in historischen Räumen, Vorträge und spezielle Kinderprogramme begleiten die Ausstellung.
Das Katalogbuch zur Ausstellung von 260 Seiten Umfang und 250 Farbabbildungen erscheint im Hirmer Verlag (Museumsausgabe voraussichtlich 29,- Euro; Buchhandelsausgabe voraussichtlich 52,- Euro). Das dreibändige Werk "Die Möbel der Residenz München" liegt im Prestel Verlag vor.
Info-Telefon:
(0 89) 1 79 08-444
Ausstellungsort:
Residenz München, Eingang Max-Joseph-Platz oder Residenzstraße
Öffnungszeiten:
Täglich von 9 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr
Eintrittspreise:
6 Euro / ermäßigt 5 Euro
Kombikarte Ausstellung und Schatzkammer:
9 Euro / ermäßigt 7,50 Euro
Buchungen für Gruppenführungen:
(0 89) 2 90 67-214
Pressefotos und Veranstaltungs-
programm:
www.pracht-und-zeremoniell.de
Weitere Informationen:
Ausstellungskuratorin: Dr. Brigitte Langer, Telefon (0 89) 1 79 08-362
Marketing: Dr. Petra Hölscher, Telefon (0 89) 1 79 08-313,
Fax (0 89) 1 79 08-308
Schloss Nymphenburg, 80638 München
Pressemitteilung Mai 2002
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