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30. Januar 2002

Pressemitteilung

Sanierung und Ausbau der Dürnitz von Burg Burghausen

Überraschende Funde aus dem Mittelalter und der Frühgeschichte

Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen wird die Dürnitz, ein Bauwerk an der Ostseite der Hauptburg, in dem sich einst die Ritter und das herzogliche Gefolge versammelten, tiefgreifend sanieren, hier ein Besucherzentrum mit einem Museumsladen einrichten und die im Dürnitzsaal bereits bestehende Veranstaltungsnutzung durch Verbesserungen der Infrastruktur attraktiver gestalten.

Die Sanierungsmaßnahmen

So werden die mittelalterlichen Kreuzrippengewölbe durch Verpressung von Rissen statisch saniert, durch Einbau von Zugankern in die Deckenebene die Außenwände zusammengespannt und soweit erforderlich verfaulte Balken instandgesetzt. Fußbodenheizung und verbesserte Fenster werden die Nutzung auch in der kälteren Jahreszeit ermöglichen. Durch Einbau eines neuen Treppenhauses mit Durchlade-Aufzug werden künftig alle Geschosse des Dürnitztraktes, die z.T. halbgeschossig gegeneinander versetzt sind, behindertengerecht erschlossen. Eine optimale Anlieferungsmöglichkeit für die Caterer, deren Vorbereitungsraum direkt am Aufzug liegen wird, und eine WC-Gruppe runden das neue Konzept ab. Herzstück der Dürnitz wird künftig aber wohl das Besucherzentrum in der Erdgeschosshalle sein. Hier kann der Besucher Eintrittskarten und Produkte der Schlösserverwaltung kaufen und sich über die Burg und die anderen Sehenswürdigkeiten im "Schlösserland Bayern" informieren. Daneben kann das Besucherzentrum auch als Foyer bei Veranstaltungen genutzt werden.

Die Voruntersuchungen

Doch dieses Foyer wird, was trotz Voruntersuchungen zunächst in diesem Umfang nicht absehbar war, auch zu einem Kristallisationspunkt der Burggeschichte: Die seit Monaten durch das renommierte Büro für Burgenforschung Dr. Zeune durchgeführte baugeschichtliche Untersuchung erbrachte in ihrer Kombination von Bauforschung und Archäologie aufsehenerregende Neuerkenntnisse, deren Bedeutung weit über die Burg hinausgeht.

Baugeschichtliche Funde

Die Dürnitz war im Mittelalter eines der wichtigsten Gebäude der Burg. In ihr waren die Vasallen der Burgherren untergebracht. Dass diese durchaus adeligen Ranges waren, beweist die herrschaftliche Architektur der beiden äußerst repräsentativen Hallen im Erdgeschoss und im 1. Stock. Die Dürnitz wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und gegen 1400 eingewölbt, danach mehrfach umgestaltet. In ihrer Erbauungszeit besaß sie flachgedeckte Räume. All diese Umbauten haben mannigfaltige Spuren im Boden und im Mauerwerk hinterlassen. Unter der Dürnitz fanden sich ältere Mauerzüge aus der Zeit der königlichen Curtis (11. Jh.) und der Burggrafen (11./12. Jh.), die auf völlig anders konzipierte Vorgängerbauten schließen lassen.

Die Entdeckung des Gräberfeldes

Eine archäologische Sensation ist die Entdeckung eines vermutlich vorgeschichtlichen Gräberfeldes im nördlichen Teil der Dürnitz. Keltische Funde wurden schon wiederholt an verschiedenen Punkten der Burg geborgen. Mit dem Gräberfeld wird diese frühe Besiedlung erstmals direkt greifbar. Die Datierung der Gräber ist noch nicht eindeutig geklärt, doch waren die Bestattungen mit Keramik der späten Hallstattzeit bzw. frühen Latènezeit (6./5. Jh. v. Chr.) vergesellschaftet. Mindestens drei Generationen von Bestatteten konnten bisher nachgewiesen werden.

Die Entdeckung der "Schatzkammer"

Auch in baulicher Hinsicht wartet die Dürnitz mit einer echten Überraschung auf, denn durch die Bauforschung konnte aus ihren Mauern eine ursprünglich frei im Gebäude stehende "Schatzkammer" bzw. ein Tresorraum aus ihrer Erbauungszeit Mitte des 13. Jahrhunderts herausgeschält werden. Hier hatten die Bayerischen Herzöge ihre Schätze und Wertgegenstände, auch Urkunden, deponiert, bevor 1484 unter Herzog Georg dem Reichen die heutige Schatzkammer errichtet wurde. Damit ist Burghausen die einzige Burganlage Deutschlands, die sich zwei Schatzkammern aus völlig verschiedenen Bauzeiten bewahren konnte.

Weitere Planungen

Diese Neuerkenntnisse bereichern nicht nur Burg und Stadt um wichtige historische Fakten, sondern steigern auch die kulturtouristische Bedeutung der Burg erheblich. Sie werden im Besucherzentrum der Dürnitz in geeigneter Weise in das Planungskonzept integriert und damit für alle Besucher nachvollziehbar. Trotz der Planungsanpassungen, die dadurch nötig werden, wird es nach derzeitigem Kenntnisstand möglich sein, die Maßnahme rechtzeitig zur Landesgartenschau im Frühjahr 2004 abzuschließen. Der Baubeginn ist für Ende März 2002 vorgesehen – vorbereitende Arbeiten, wie z. B. die Trockenlegung der Außenmauern und die Sicherung der Stützen im Erdgeschoss, laufen bereits.

Genehmigte Gesamtkosten

5,1 Mio. DM (= ca. 2,608 Mio. Euro),
zuzüglich 1,0 Mio. DM (= ca. 511.000 Euro) für die statische Instandsetzung

Kostenlose Pressefotos

Claudia Albrecht, Telefon (0 89) 1 79 08-1 60, Fax (0 89) 1 79 08-1 90
presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 30. Januar 2002


 
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