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25. Juli 2002

Pressemitteilung

Eröffnung neuer Schauräume im Obergeschoss des Pompejanums in Aschaffenburg

Am Donnerstag, den 25. Juli 2002 eröffnen die Bayerische Schlösserverwaltung und die Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek gemeinsam das frisch restaurierte Obergeschoss des Pompejanums in Aschaffenburg.

Mit den vor kurzem fertiggestellten Räumen im Obergeschoss sind nach rund 20 Jahren Planungs- und Bauzeit die Restaurierungsarbeiten im Pompejanum abgeschlossen. Alle Schauräume sind nun für die Öffentlichkeit zugänglich, so dass das Pompejanum wieder in seiner Gesamtheit erlebbar ist.

Angeregt durch die Ausgrabungen in Pompeji ließ König Ludwig I. von Bayern 1840 bis 1848 das Pompejanum durch den Architekten Friedrich von Gärtner errichten. Es ist in idealtypischer Weise einem römischen Wohnhaus mit farbenprächtigen Wandmalereien und Mosaiken nachempfunden.

Zerstörung, Restaurierung und Rekonstruktion 

Zwischen November 1944 und April 1945 zerstörten Bomben- und schließlich Artillerietreffer große Teile des Pompejanums. Durch eindringende Feuchtigkeit wurden in der Folge weitere Wandmalereien und Mosaiken zerstört oder schwer beschädigt. Nach Kriegsende konnten zunächst nur notdürftige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden. Erst ab 1960 stand genügend Geld zur Verfügung, um die zerstörten Teile des Gebäudes im Rohbau zu rekonstruieren, 1962/63 die Fassaden und schließlich1963 die Dächer wieder herzustellen. 1964 wurden die Wandfassungen von Viridarium und Sommertriclinium provisorisch erneuert. Es folgten Jahre der Notsicherung und Restaurierung der noch vorhandenen Putz- und Malereifragmente. Erst ab 1982 wurden Planungen für eine umfassende Restaurierung und Rekonstruktion der Innenräume erstellt und 1985 mit der Durchführung der Maßnahmen begonnen.

Zweigmuseum der Staatlichen Antikensammlungen

Nur ein geringer Teil der früheren Ausstattung hat den Krieg überdauert. Dazu zählen die Bronzefigur des laufenden Knaben im Wasserbecken (Impluvium) und einige Küchengeräte. Schon im 19. Jahrhundert allerdings war die Einrichtung unvollständig geblieben, da nach der Abdankung und dem Tod des Bauherrn, König Ludwigs I., die Fertigstellung des Hauses nicht weiter betrieben worden war. Erst die Partnerschaft mit den Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek in München machte es möglich, dass eine wesentlich reichere und mit römischen Originalen ergänzte Ausstattung für das Pompejanum gewonnen werden konnte. Am 24.8.1994 – auf den Tag genau 1915 Jahre nach der Zerstörung Pompejis durch den Ausbruch des Vesuv – konnte das Erdgeschoss des Pompejanums als Zweigmuseum der Staatlichen Antikensammlungen feierlich wiedereröffnet werden

Restaurierung des Obergeschosses

Im März 1995 wurde unter der Leitung des Staatlichen Hochbauamtes Aschaffenburg mit der Restaurierung von fünf Räumen im Obergeschoss – der Loggia (sog. Musikzimmer), der Pergula, den beiden Cubicula (sog. Eltern- und Kinderschlafzimmer) und der Cella (sog. Kinderzimmer) – begonnen. Die noch erhaltenen Wandmalereien und Farbfassungen der Kassettendecken wurden restauriert, fehlende Fassungen der Kassetten ergänzt und die Kassettendecke der Pergula farblich rekonstruiert. An den gut erhaltenen Wänden der Pergula mussten lediglich kleinere Schäden retuschiert werden. Der sechste Raum, die Cella, das sogenannte Zimmer der Hausfrau, wurde mit gefestigten Putzfragmenten im kriegszerstörten Zustand belassen. 

In der Loggia, die durch den Einbau des Treppenaufgangs und durch Kriegsschäden im Vergleich zum ursprünglichen Aussehen stark verändert ist, wurden zwei Vitrinen aufgestellt. In der einen sind architektonische Reliefs zu bewundern, die als umlaufende Friese oft die Wände eines vornehmen Hauses zierten. Die andere Vitrine ist vollständig dem Thema "Beleuchtung des antiken Hauses" gewidmet und präsentiert eine Vielzahl römischer Öllampen aus Ton oder Bronze. Die Lampen hingen einst von der Decke oder waren auf Kandelabern aufgestellt. Zwei Nachbildungen solcher römischer Bronzekandelaber haben sich von der ursprünglichen Ausstattung noch erhalten.

Die sich an die Loggia anschließende Pergula mit ihren gut erhaltenen Wandmalereien sollte frei von Einbauten bleiben. Die Vitrinen wurden deshalb in die Türöffnungen der angrenzenden Räume gestellt. Dadurch können die Besucher diese Räume zwar nicht betreten, aber über die Vitrinen hinweg deren farbenprächtige Wandbemalung betrachten. 

Diesem privaten Bereich des Hauses entsprechend werden in den Vitrinen Gegenstände des antiken Haushaltes gezeigt: vom Schreibstift bis zur bronzenen Hundemarke, vom Angelhaken bis zum Vorhängeschloss. Weiterhin sind medizinisch-kosmetische Geräte, Schmuck, Kinderspielzeug und vieles mehr zu sehen. 

Die Verluste an baulicher Originalsubstanz werden heute durch eine erweiterte museale Konzeption und Ausstattung aufgewogen. Darüber hinaus konnten bei der neuen Ausstattung auch Erkenntnisse berücksichtigen werden, die die Wissenschaft in den rund 160 Jahren seit der Erbauung des Pompejanums über Pompeji, das römische Haus und seine Einrichtung gewonnen hat. 

In Bezug auf Präsentation der Ausstellungsstücke und Museumsdidaktik zeigt sich das Pompejanum heute zeitgemäß. Es bietet dem Besucher farbenprächtige Eindrücke und reichhaltige Informationen über römische Häuser, die er in den Ruinen Pompejis nicht findet. Das rege Besucherinteresse bestätigt das museale Konzept des Pompejanums.

Gesamtkosten

Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau des Pompejanums seit 1945 belaufen sich auf 12,7 Mio. DM. Die seit 1982 geplanten und ab 1986 durchgeführten Restaurierungen und Baumaßnahmen kosteten rund 6 Mio. DM, wovon etwa ein Drittel auf die Wiederherstellung des Obergeschosses entfiel. 

Weitere Informationen und kostenlose Pressefotos

Claudia Albrecht
Telefon (0 89) 1 79 08-1 60, Fax (0 89) 1 79 08-1 90
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Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München,
Meiserstraße 10, 80333 München,
Telefon (0 89) 2 89 27-5 02/-5 09, Fax (0 89) 2 89 27-5 16


Pressemitteilung 25. Juli 2002


 
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