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23. April 2009

Pressemitteilung

Sechs neue Marmorbüsten bereichern die Ruhmeshalle

"Leistungsbereitschaft und persönliches Engagement für das Wohl der Gesellschaft gehören zu den Ecksteinen unserer zivilen Ordnung. Öffentliche Ehrungen machen uns das bewusst – ganz besonders, wenn es um die unbestritten höchste Ehre geht, die Persönlichkeiten zuteil werden kann, die sich um Bayern und um Wissenschaft und Kunst verdient gemacht haben: Der Einzug seines Bildnisses in eine der beiden von Ludwig I. gegründeten Ehrenhallen, die Ruhmeshalle oder die Walhalla. Diese Orte tragen dafür Sorge, dass die Erinnerung an herausragende Köpfe und ihre Leistungen nicht abreißt" stellte Finanzminister Georg Fahrenschon anlässlich der Enthüllung von sechs neuen Büsten am Donnerstag (23.4.) in München fest.

Geehrt wurden der Maler Franz Lenbach, die Forscherin Therese Prinzessin von Bayern, die Mathematikerin Emmy Noether, der Dichter Bertolt Brecht, der Physiker Werner Heisenberg und der Komponist Carl Orff.

Die Ruhmeshalle in München entstand nach den Plänen des Hofbaumeisters Leo von Klenze in den Jahren 1843 bis 1853. König Ludwig I. ließ die Ruhmeshalle "als Anerkennung bayerischen Verdienstes und Ruhmes" errichten. Bei der Fertigstellung standen in der dorischen Säulenhalle 74 Büsten. Nach dem Tode des Königs kamen 1868 zehn weitere Büsten hinzu.

Während der große Guss der Bavaria im Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt blieb, wurde die Ruhmeshalle 1944 von mehreren Bomben getroffen und brannte völlig aus. Die Büsten wurden dabei stark beschädigt. Der Wiederaufbau der Ruhmeshalle nach dem Kriege konnte 1972 abgeschlossen werden. Bereits 1966 war vom Ministerrat beschlossen worden, auch in Zukunft bedeutende Persönlichkeiten, die sich um Bayern besondere Verdienste erworben haben, durch Aufstellung einer Büste in der Ruhmeshalle zu ehren. Zuletzt waren im Jahr 2000 neue Büsten aufgestellt worden. Die Auswahl der Geehrten trifft dabei eine Expertenkommission unter Federführung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst; der Bayerische Ministerrat hat dem Vorschlag der Kommission am 15. Januar 2007 zugestimmt.

Neu in die Ruhmeshalle aufgenommen wurden die Büsten von:

Maler Franz von Lenbach
Franz von Lenbach kam als Sohn eines Bauunternehmers am 13. Dezember 1836 im oberbayerischen Schrobenhausen zur Welt. Erfolge als Hobbymaler wiesen ihm den Weg vom Baufach an die Münchner Kunstakademie. Ab 1866 in München ansässig, konnte er sich dort bald dauerhaft etablieren. Ausschlaggebend dafür war seine Hinwendung zur Porträtmalerei. Schnell stiegen Zahl und Rang seiner Modelle, zu denen europäische Herrscher und Spitzenpolitiker zählten – hervorgehoben seien der fast zweihundert Mal von Lenbach porträtierte Reichskanzler Fürst Bismarck oder Papst Leo XIII. Auch Künstler, Wissenschaftler und Industrielle wie Richard Wagner oder Werner von Siemens ließen sich gern von dem zu seiner Zeit bedeutendsten Porträtisten Europas verewigen.

Mit der künstlerischen Karriere war auch eine repräsentative Rolle im öffentlichen Leben verbunden. In München errichtete ihm Gabriel von Seidl eine Villa im italienischen Stil, die noch heute – seit 1924 als Städtische Galerie im Lenbachhaus – die Erinnerung an den Namensgeber wach hält. Auch die Vaterstadt Schrobenhausen richtete im Geburtshaus Lenbachs eine Gedenkstätte ein.

Lenbach übte als "Malerfürst" einen prägenden Einfluss auf den Münchner Kunstbetrieb des späten 19. Jahrhunderts aus. Er war verantwortlich für die jährlichen Kunstausstellungen im Glaspalast, veranlasste Bau und Ausstattung des noch bestehenden Künstlerhauses an dem nach ihm benannten Platz und wirkte auch beim Neubau des Bayerischen Nationalmuseums mit. Der Künstler verstarb 1904 im 68. Lebensjahr in München und wurde auf dem Westfriedhof beigesetzt. Die Anerkennung seines umfangreichen Porträtwerkes ist heute unbestritten.

Sein Porträt in der Ruhmeshalle wurde von dem Bildhauer Matthias Gangkofner aus Eurasburg geschaffen.

Forscherin Therese Prinzessin von Bayern
Mit Ausnahme des Stifters der Ruhmeshalle, König Ludwig I., dessen Büste von der Stadt München zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 1888 aufgestellt wurde, war Bayerns Herrscherfamilie bisher nicht vertreten. Dies entsprach einem ausdrücklichen Wunsch des königlichen Stifters, der seine Familie anderswo geehrt wissen wollte. Aber auch das Haus Wittelsbach ist seit langem in der bürgerlichen Gesellschaft angekommen und spielt heute zu unserer Freude noch eine herausragende Rolle, betonte Fahrenschon. Therese Charlotte Marianne Auguste von Bayern wird der Einzug in die Ruhmeshalle zuteil, weil sie sich, unabhängig von protokollarischem Rang und familiärer Abkunft, in der wissenschaftlichen Gemeinschaft sowie als engagierte Bürgerin ausgezeichnet hat.

Therese kam als drittes Kind des Prinzen Luitpold von Bayern, des nachmaligen Prinzregenten, am 12. November 1850 in München zur Welt. Ihr leidenschaftlicher, alle Widerstände und Strapazen überwindender Wissensdrang und ihre daraus resultierenden wissenschaftlichen Leistungen reihen sie in den Kreis der bedeutenden Entdecker des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein. Daneben gehört die Schriftstellerin und Sammlerin auch zu den Vorreiterinnen der Gleichberechtigung der Frauen in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Schon als Kind entdeckte die Prinzessin ihr Interesse für Botanik, Geographie und die Kulturen außereuropäischer Länder. Im Selbststudium eignete sie sich umfangreiche Kenntnisse in naturwissenschaftlichen Disziplinen und zwölf Fremdsprachen an. Mit 21 Jahren begann sie – spartanisch lebend und inkognito – Europa und Nordafrika zu bereisen. Von späteren Überseereisen, so etwa zu den Indianergebieten Nordamerikas im Jahr 1893 und nach Südamerika im Jahr 1898, brachte Therese von Bayern eine große Zahl zoologischer, botanischer und ethnologischer Objekte mit, die sich heute in bayerischen naturwissenschaftlichen Museen sowie im Münchner Völkerkundemuseum befinden. Die anschließenden Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, ihre Reiseberichte und Tagebucheintragungen gewähren nicht zuletzt als Zeitdokumente wertvolle Einblicke in eine längst verschwundene Welt.

Schon 1892 wurde Therese von Bayern zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft sowie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt; zahlreiche weitere ehrende Mitgliedschaften folgten. Als höchste Auszeichnung erhielt sie 1897 die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ihrer Heimatstadt.

Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1912 stellte die Prinzessin das Reisen ein und widmete sich vordringlich sozialen und politischen Fragen. Sie lebte unverheiratet in Lindau am Bodensee, wo sie am 19. Dezember 1925 im Alter von 75 Jahren verstarb. Die Beisetzung erfolgte in der Fürstengruft der Münchner Theatinerkirche. Nicht zuletzt die im Jahr 1997 an der Münchner Universität eingerichtete Therese von Bayern-Stiftung hält sie der wissenschaftlichen Gemeinschaft im Gedächtnis.

Ihr Porträt wurde von dem Bildhauer Toni Preis aus München geschaffen.

Mathematikerin Emmy Noether
Amalie Emmy Noether wurde als Tochter des Mathematikprofessors Dr. Max Noether am 23. März 1882 in Erlangen geboren. Sie gehörte zu den ersten weiblichen Absolventen einer deutschen Universität, promovierte mit 25 Jahren über ein mathematisches Thema in ihrer Heimatstadt und war ab 1915 in Göttingen als Assistentin tätig.

Wegen vorher gültiger Berufsbeschränkungen war es ihr erst ab 1919 möglich, sich zu habilitieren. Eine gesicherte Existenz kann Emmy Noether – trotz großer wissenschaftlicher Erfolge – erst mit 41 Jahren gründen. Das folgende Jahrzehnt ihrer Göttinger Professur sah sie dann auf der Höhe ihres Schaffens.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die jüdischstämmige Hochschullehrerin, die auch aus ihrer pazifistischen Haltung keinen Hehl machte, aus der Universität verstoßen.

Die kurz darauf erfolgte Berufung an ein amerikanisches Lehrinstitut lenkte Emmy Noethers Lebensweg in ruhigere Bahnen. Doch nur zwei Jahre später, am 14. April 1935, verstarb sie überraschend und wurde in Pennsylvania beigesetzt. Die Mathematikerin gehört zu den Begründerinnen der modernen Algebra.

Ihre Büste wurde von dem Bildhauer Matthias Gangkofner aus Eurasburg geschaffen.

Dichter Bertolt Brecht
Eugen Berthold Friedrich Brecht kam am 10. Februar 1898 in Augsburg als Sohn eines leitenden Angestellten zur Welt. An die Gymnasialzeit schloss sich ein kurzes, aber breit gefächertes Studium an der Universität München an. Ab 1920 knüpfte Brecht zunehmend Beziehungen zu literarischen Kreisen, Dramatikern und Musikern in Berlin, um ab 1924 ganz dort zu leben.

Mit gesellschaftskritischen Stücken, von denen die 1928 uraufgeführte "Dreigroschenoper" Weltruhm erlangte, aber auch zarter Lyrik wurde Brecht in kurzer Zeit zu einer Berühmtheit im Berlin der Zwanziger Jahre.

Mit Errichtung der NS-Diktatur wurde der Dichter zu einem unsteten Leben im Exil gezwungen, das ihn über Skandinavien und Russland in die USA führte. Dort verblieb er noch über das Kriegsende hinaus, bis ihn der heraufziehende Kalte Krieg mit seinem Antikommunismus in die Schweiz umsiedeln ließ.

Endgültig fand er mit seiner Familie im Mai 1949 in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands eine neue Heimat. Bertolt Brecht verstarb am 14. August 1956 im 59. Lebensjahr in Berlin und wurde dort auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.

Das letzte Wohnhaus wie auch seit jüngerer Zeit das Augsburger Geburtshaus halten als Gedenkstätten das Gedächtnis an den einflussreichsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts wach.

Seine Büste wurde von dem Bildhauer Max Wagner aus Starnberg geschaffen.

Physiker Werner Heisenberg
Werner Heisenberg wurde am 5. Dezember 1901 in eine fränkische Gelehrtenfamilie hineingeboren. Er verbrachte seine Schul- und Studienzeit wie auch den größten Teil seines Lebens in München. Sein Physikstudium bei Arnold Sommerfeld schloss er mit einer Arbeit über "Stabilität und Turbulenz von Flüssigkeitsströmen" ab. Über Göttingen und Kopenhagen kam er nach Leipzig, wo er schon mit 26 Jahren auf einen Lehrstuhl berufen wurde.

Seine kometenhafte wissenschaftliche Laufbahn wurde 1932 mit dem Nobelpreis für Physik gekrönt. Während des Zweiten Weltkriegs leitete er das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik. Die Mitwirkung Heisenbergs an einem seit 1941 betriebenen Nuklearforschungsprogramm führte nach Kriegsende zu seiner kurzzeitigen Internierung zusammen mit anderen führenden Wissenschaftlern des Dritten Reiches.

Ab 1946 übernahm Heisenberg leitende Funktionen in der neu geschaffenen Max-Planck-Gesellschaft. Das dortige Institut für Physik, dem er von 1958 bis 1970 vorstand, trägt heute seinen Namen. Seit 1949 gehörte Heisenberg, zunächst als korrespondierendes, ab 1959 als Vollmitglied, der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an. Seine Präsidentschaft bei der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und seine Rolle bei der Gründung der Deutschen Forschungsgemeinschaft gaben ihm Gelegenheit, den Wiederaufbau des wissenschaftlichen Lebens in der Bundesrepublik prägend mit zu gestalten. Der hoch geehrte Wissenschaftler starb im Alter von 74 Jahren am 1. Februar 1976 und wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt.

Seine Büste wurde von dem Bildhauer Toni Preis aus München geschaffen.

Komponist Carl Orff
Der Komponist und Musikpädagoge entstammte einer eingesessenen Münchner Offiziersfamilie. Als Sohn des späteren Oberstleutnants Heinrich Orff wurde er am 10. Juli 1895 geboren und – dank einer früh erkannten Begabung – zielstrebig an den Musikerberuf herangeführt. Nach kurzem Militärdienst im Ersten Weltkrieg boten sich Aufgaben in Mannheim und Darmstadt, die aber schon 1919 zu Gunsten einer Tätigkeit im heimischen Umfeld Richard Strauß' aufgegeben wurden.

Die Gründung der Münchner 'Günther-Schule' zusammen mit Dorothee Günther, die in der Tanzausbildung eine neuartige Synthese von Musik, Sprache und Bewegung suchte, erfolgte 1924. Sie führte hin zu jenem pädagogischen System des Orffschen Schulwerks, das den Namen des Komponisten früh schon international bekannt gemacht hat und noch heute weithin populär erhält. Die Mitarbeit in der "Vereinigung für zeitgenössische Musik" führte zu persönlichen Kontakten mit Paul Hindemith und Bela Bartok.

Die Tatsache, dass Carl Orff im Gegensatz zu manchem verfemten Kollegen in den Jahren von 1933 bis 1945 in Deutschland blieb und hier auch Förderung erfuhr, wurde ihm nach dem Untergang des Dritten Reiches vorgeworfen. Konkrete Verfehlungen in diesem Zusammenhang konnten im jedoch nicht nachgewiesen werden.

Der wesentliche Arbeitsschwerpunkt Orffs war der musikalisch-szenische Bereich. "Carmina Burana" aus dem Jahr 1937 ist sein bis heute erfolgreichstes Werk.

Carl Orff war auch ein engagierter Lehrer; hier ist etwa seine Tätigkeit an der Musikhochschule München in den Jahren 1950 bis 1960 zu nennen oder die anschließende Leitung des Orff-Instituts in Salzburg. Dieses Fortwirken seiner künstlerischen Botschaft wird durch die testamentarisch verfügte Carl-Orff-Stiftung und das 1990 in den Räumen der ehemaligen Günther-Schule vom Freistaat Bayern eingerichtete Orff-Zentrum München gewährleistet.

Hoch betagt – und reich geehrt – verstarb der Komponist am 29. März 1982. Seinem Wunsch gemäß wurde er in der Klosterkirche Andechs beigesetzt.

Seine Büste wurde von dem Bildhauer Max Wagner aus Starnberg geschaffen.

 

Pressemitteilung 126/2009
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Pressemitteilung 23. April 2009


 
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