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12. August 2008

Pressemitteilung

Vorbereitungen für die große Sonderausstellung 2009 in Landshut:

Bedeutendes Altarbild der Renaissance wird restauriert

In der Stadtresidenz Landshut laufen die Vorbereitungen für eine große Sonderausstellung auf Hochtouren: Im kommenden Jahr präsentiert die Bayerische Schlösserverwaltung dort die Schau "Ewig blühe Bayerns Land" – Herzog Ludwig X. und die Renaissance. Vom 28. Mai bis 27. September 2009 wird die mit internationalen Leihgaben hochkarätig bestückte Ausstellung in 25 Prunkräumen des Stadtpalastes gezeigt. Im Vorfeld dieser Schau wird derzeit ein bedeutendes Altargemälde der Renaissance in der Palastkapelle restauriert.

Die Instandsetzung des Altarretabels von Herman Posthumus  ist ein komplexer Vorgang: Sorgfältige Untersuchungen und weitreichende restauratorische Entscheidungen gingen ihr voraus. Das Werk zeigt auf dem Hauptbild die Anbetung der Hirten und auf dem Predellengemälde die Anbetung der Könige. Ungewöhnlich ist die Verlegung der Aufwartung der Hirten in antikisierende Ruinen: Sie können als die Grotten der Domus Aurea, dem Palast des Nero in Rom, identifiziert werden. Gleichermaßen erstaunt, dass die Predella das Christuskind auf einem antiken Altar zeigt, auf dem der Maler seine Signatur angebracht hat: "HERMAN/ POSTHU/ MUS PINX(IT)".

Überraschungen bei der Restaurierung

Die umfassende Restaurierung dieses bedeutenden Tafelbildes der Renaissance bringt überraschende Ergebnisse zu Tage: Durch die Entfernung späterer, stark verbräunter Firnisschichten kommt die ursprüngliche kühle, aber leuchtende Farbigkeit des Gemäldes wieder zum Vorschein. Die präzise wiedergegebenen architektonischen Details der antiken Ruinen, die nun wieder gut zu erkennen sind, lassen das christliche Thema der Tafel beinahe zum Vorwand werden. Herzog Ludwig X. von Bayern (1495-1545), der das Gemälde für seine Palastkapelle bestellt hatte, teilte Posthumus’ Faszination für die Antike. Damit konnte er deutlich machen, dass er als Renaissancefürst auf der Höhe seiner Zeit war.

Mit der Abnahme der Firnisse lösen sich auch frühere, teilweise unschön nachgedunkelte Ausbesserungen. Diese alten Fehlstellen werden in einem weiteren Arbeitsgang wieder geschlossen. Abschließend werden die Tafeln wieder mit einem Firnis überzogen, der das Tiefenlicht erhöht und dem Schutz der Oberfläche dient. Sorgfältige maltechnische Untersuchungen sind dieser Restaurierungsmaßnahme vorausgegangen, um das richtige Vorgehen bei diesem zentralen Werk abzuwägen. Wie weitreichend restauratorische Eingriffe sein können, zeigt der derzeit sichtbare Zwischenzustand.

Ein weitgereister Maler

Der Maler des Altars, Herman Posthumus (ca. 1513 bis nach 1553), war vermutlich ein Schüler Jan van Scorels in den Niederlanden. Er begleitete 1535 offenbar Jan Vermeyen, den Maler Kaiser Karls V., auf dem Feldzug gegen das Osmanische Reich nach Tunis. Danach war er in Rom, wo er zur Künstlergruppe um Maerten van Heermskerck gehörte und auch die Domus Aurea besichtigte. Er war an der Gestaltung der Triumpharchitektur zum Einzug Kaiser Karls V. in Rom am 5. April 1536 beteiligt. Vielleicht hat ihn diese Arbeit für den Dienst bei Herzog Ludwig X. empfohlen, für den er nachweislich seit 1538 tätig war. Rechnungsbücher belegen seinen Aufenthalt in Landshut von 1540 bis 1542, wo er nicht nur in der Kapelle, sondern maßgeblich bei der mythologischen Ausmalung der Prunkräume beschäftigt war. Nach Beendigung des Auftrags verließ er Landshut.

Zurück blieb der Grabstein seiner niederländischen Frau Petronella und seines kleinen Sohnes Hercules in der Kirche St. Martin. Bereits schwanger war sie ihm nach Landshut gefolgt, wo sie und der Sohn kurz nach der Geburt starben. In anrührenden lateinischen Worten rühmt er ihre Liebe: "Die Heimat zurücklassend, folgte sie mir, schwanger, und starb kurz nach der Niederkunft zusammen mit Hercules, einem sehr süßen und unschuldigen Kind. Sie ruhen hier in fremder Erde, zwischen unbekannten Leichnamen (…) Sie lebte 30 Jahre, er 10 Tage und 10 Stunden (…)".

 

Presse-Informationen:
Dr. Jan Björn Potthast, Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 12. August 2008


 
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