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31. März 2004
Von Elmar D. Schmid und Kerstin Knirr, Bayerische Schlösserverwaltung
Nach der Winterpause ist zum 1. April die Gemäldegalerie Julius Exter im Prälaturstock des Augustiner-Chorherrenstifts (Altes Schloss) wieder geöffnet. Damit lädt die reiche "Museumslandschaft" der Herreninsel wieder in vollem Umfang zum Verweilen und Genießen ein.
Im Mittelpunkt steht das weltweit bekannte "Bayerische Versailles", das Königsschloss Ludwigs II. (Neues Schloss) mit seinem grandiosen Park. In den letzten Jahren sind jedoch weitere Attraktionen hinzugekommen, so dass ein Tag kaum ausreicht, um die Sehenswürdigkeiten der Insel kennenzulernen.
Die Bemühungen der Bayerischen Schlösserverwaltung zielen darauf ab, außer dem Königsschloss auch den ehemaligen Stiftsbereich (Altes Schloss) sukzessive wieder zu einer Stätte der Kunst und der Kultur werden zu lassen. Besonders erfreulich ist deshalb, dass das Museum im Augustiner-Chorherrenstift mit Gemäldegalerie Julius Exter im Jahr 2003 über 53.000 Besucher aufzuweisen hatte. Dies ist eine stattliche Bilanz und ein völlig unerwarteter Besucherrekord!
Durch Konzerte im Bibliothekssaal und in der ehemaligen Pfarrkirche werden die barocken Stiftsgebäude ebenfalls wieder mehr und mehr kulturellen Zwecken zugeführt. Zum internationalen Museumstag sind am 16. Mai 2004 kunsthistorische Führungen und im Bibliothekssaal ein Konzert mit Liedern der Spätromantik geplant, gesungen von Julia Rutigliano (Sopran) und Chiho Togawa am Klavier. Das genaue Programm wird noch bekannt gegeben und auch über www.schloesser.bayern.de abrufbar sein.
Allerdings wissen viele Besucher noch nicht, dass Herrenchiemsee uraltes Kulturland ist und dass hier schon im 7. Jahrhundert ein Kloster entstand, das sich zum geistigen Mittelpunkt des Chiemgaus entwickelte. Auf solche und auf viele andere Fragen geben die in der letzten Zeit gegründeten Museen Antworten. Sie sollen nun zusammen mit dem Neuen Schloss in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken. Zu Beginn der Reisesaison wird deshalb hier die "Museumslandschaft" der Herreninsel im Überblick vorgestellt.
Die heutigen Klostergebäude auf Herrenchiemsee wurden im Barock errichtet. Vier Flügel umschließen einen großen annähernd rechteckigen Hof mit einem idyllischen Rosengarten. Drei der Trakte weisen vornehm gestaltete Fassaden auf.
Der Konventstock (Ostflügel) mit Sälen und Wohnzellen entstand 1645-49, der Bräuhausstock (Westflügel) 1661-65. Im repräsentativen Fürstenstock (Südflügel), 1700-16, befanden sich die Klosterküche, Prunksäle sowie Wohnräume für fürstliche Gäste. Mit dem Prälaturstock (Nordflügel), 1727-30, wurde der Klosterhof geschlossen.
Seit 1998 befindet sich im Konventstock und im Fürstenstock ein modern gestaltetes Museum. Hier werden die Kloster- und Stiftsgeschichte, sowie die Tagung zur Vorbereitung der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland (1948) dokumentiert. Höhepunkte sind der barocke Bibliothekssaal (Johann Baptist Zimmermann, 1737-39) und die Wohnräume König Ludwigs II. von Bayern (um 1875). In den ehemaligen Wohnzellen der Chorherren werden ab 2005 Gemälde zum Thema "Chiemseelandschaft" präsentiert. Im Prälaturstock ist seit 2001 eine Gemäldegalerie mit Werken des Malers Julius Exter (1863-1939) untergebracht.
Öffnungszeiten Augustiner-Chorherrenstift:
April-3. Oktober: 9-18 Uhr
4.-31. Oktober: 10-17.45 Uhr
November-März: 10-16.45 Uhr
täglich geöffnet
Julius Exter (1863-1939) war um 1900 ein wichtiger Vorkämpfer der modernen Malerei in München. Er gehörte zur 1892 gegründeten Secession und galt unter Kollegen als "Farbenfürst". Die Bilder des avantgardistischen Malers fanden Absatz in ganz Deutschland und vor allem in der Schweiz.
Exter entwickelte sich vom Historismus zur vitalen Farbigkeit des Expressionismus. Hinsichtlich seiner maltechnischen und koloristischen Experimente steht er der Künstlergruppe "Blauer Reiter" nahe. Neben figürlichen Kompositionen und Porträts, bilden Landschaften und Akte den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens.
Die umfangreiche Gemäldegalerie ist im ehemaligen Prälaturstock (Nordflügel) der Klosteranlage zu sehen. In neun barocken Räumen wird das Werk des Künstlers mit rund 100 Bildern im Überblick gezeigt. Ein 1902 in Übersee-Feldwies am Chiemsee erworbenes Bauernhaus wurde zum Künstlersitz und Standort Exters europaweit bekannter Malschule. Das Exter-Haus ist heute als Museum ebenfalls öffentlich zugänglich.
Öffnungszeiten Gemäldegalerie Julius Exter:
April-3. Oktober: 9-18 Uhr
4.-31. Oktober: 10-17.45 Uhr
täglich geöffnet
November-März: geschlossen
Öffnungszeiten Künsterhaus Exter mit Garten in Übersee-Feldwies:
Bei Ausstellungen von Frühjahr bis Herbst 17-19 Uhr und nach Vereinbarung; Montags geschlossen
König Ludwig II. von Bayern erwarb im Jahr 1873 die Herreninsel als Standort für sein Neues Schloss Herrenchiemsee. Als Abbild von Versailles sollte dieses Schloss ein "Tempel des Ruhmes" für König Ludwig XIV. von Frankreich werden, den der bayerische Monarch grenzenlos verehrte.
Der Verwirklichung gingen insgesamt 13 Planungsphasen voraus. 1878 wurde mit dem Bau des "Bayerischen Versailles" nach Plänen von Georg Dollmann begonnen. 1886, beim Tod von König Ludwig II., war das Schloss noch nicht vollendet. Einige Teile wurden später abgetragen.
Unter den großen Schauräumen sind das Südliche Prunktreppenhaus, das Paradeschlafzimmer und die Große Spiegelgalerie hervorzuheben. Das intime Kleine Appartement ist in Formen des französischen Rokoko gehalten und diente als Wohnung des Königs.
1876 legte Hofgärtendirektor Carl von Effner die endgültige Planung für einen großen Garten nach dem Vorbild von Versailles vor. Beim Tod des Königs waren nur die Gartenteile entlang der Hauptachse mit ihren berühmten Brunnen und Wasserspielen fertiggestellt.
Öffnungszeiten Neues Schloss:
April-3. Oktober: 9-18 Uhr
4.-31. Oktober: 9.40-17 Uhr
November-März: 9.40-16 Uhr
täglich geöffnet
Zwölf Räume im Erdgeschoss des Südflügels beherbergen dieses modern gestaltete Museum, das 1987 eröffnet wurde. Es widmet sich den Lebensstationen König Ludwigs II. von der Geburt bis zum frühen tragischen Tod anhand von gemalten Porträts, Büsten, historischen Photographien und originalen Prunkgewändern.
Als Mäzen des Komponisten Richard Wagner ging der bayerische König in die Musikgeschichte ein. Zu diesem Thema sind Porträts, schriftliche Dokumente sowie Theater- und Bühnenbildmodelle ausgestellt.
Die "Königsschlösser" Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee sind ebenso dokumentiert wie die anderen Bauprojekte Ludwigs II. Originale Prunkmöbel aus dem zerstörten königlichen Appartement der Münchner Residenz oder aus dem ersten Schlafzimmer von Schloss Linderhof sind Höhepunkte des Museums.
Schau- und Prunkstücke des Kunsthandwerks, vom König in Auftrag gegeben, dokumentieren den europäischen Rang der höfischen Kunst in München.
Öffnungszeiten König Ludwig II.-Museum:
April-3. Oktober: 9-18 Uhr
4.-31. Oktober: 10-17.45 Uhr
November-März: 10-16.45 Uhr
täglich geöffnet
Presse-Informationen:
Michael Grill, Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de
Pressemitteilung 31. März 2004
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