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6. Juli 2011

Pressemitteilung

Spektakuläre Neuerwerbung für die Stadtresidenz Landshut: Rückkehr eines Renaissance-Meisterwerks

Älteste bekannte Ansicht der Altstadt

Eine spektakuläre Neuerwerbung für die Stadtresidenz Landshut ist der Bayerischen Schlösserverwaltung gelungen: Das "Monatsbild mit Ritterturnier in der Landshuter Altstadt" von Hans Wertinger. Bei dem Renaissance-Gemälde handelt es sich wohl um die früheste bisher bekannte Stadtansicht Landshuts und die einzige Darstellung eines Ritterturniers in der altbayerischen Residenzstadt. Der Erwerb des kostbaren Tafelbildes glückte der Bayerischen Schlösserverwaltung dank der Unterstützung dreier namhafter Sponsoren: der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Bayerischen Sparkassenverbandes. Das Bild hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Über Wien gelangte es an den spanischen Königshof und schließlich in eine Privatsammlung nach Schottland. Durch den Ankauf ist jetzt zum ersten Mal ein Gemälde Wertingers wieder am authentischen Ursprungsort zu sehen.

Das "Monatsbild mit Ritterturnier in der Landshuter Altstadt" schuf der Landshuter Maler Hans Wertinger (um 1465/70–1533) zwischen 1516 und 1525 für den in Landshut residierenden Herzog Ludwig X. von Bayern (reg. 1514–1545). Als die wohl früheste bisher bekannte Stadtansicht Landshuts und die einzige Darstellung eines Ritterturniers in der altbayerischen Residenzstadt ist das Bild singulär. Nach behutsamer Restaurierung ist es ab sofort in der Stadtresidenz Landshut dauerhaft ausgestellt.

Singuläre Darstellung: Ritterturnier in der Landshuter Altstadt 

Das kleinformatige, malerisch höchst reizvolle Gemälde stellt ein höfisches Ritterturnier in spätmittelalterlicher Stadtkulisse dar. Trotz der für Hans Wertinger typischen Vermischung von realen und komponierten Elementen erkennt man sofort den charakteristischen langgestreckten Straßenzug der Landshuter Altstadt, gesäumt von den typischen Giebelhäusern mit Lauben und hölzernen Vordächern wie sie das Stadtmodell Landshuts von Jakob Sandtner aus dem Jahr 1571 überliefert. Am Ende des Straßenzugs erscheinen die markanten Bauten der Heiliggeistkirche und des einstigen Spitaltors. Links hat der Maler in künstlerischer Freiheit Sankt Martin als Wahrzeichen Landshuts hinzukomponiert. Das Stechen der Turnierreiter beobachtet im Vordergrund eine fürstlich gekleidete Person mit Pelzkragen und Barett, in der unschwer der Auftraggeber, Herzog Ludwig X., zu erkennen ist. In der Verbindung von höfischer Aktivität mit städtischer Topographie ist das Gemälde einzigartig. In der liebevollen Schilderung zahlloser Details und der malerischen Qualität hat es allerersten Rang.

Kulturhistorische Bedeutung: Ein herzoglicher Auftrag für Landshut 

Das Landshuter Turnierbild gehört zu einer Serie gleichformatiger Bilder von Hans Wertinger mit Darstellungen der Monate, die zerstreut in Museumsbesitz sowie in spanischem und deutschem Privatbesitz erhalten ist. Die Turnierdarstellung steht traditionell für den Monat Februar. Ein Schlitten und der nach der Restaurierung wieder sichtbar gewordene Schnee auf der Straße deuten auf dem Bild die winterliche Jahreszeit an. Manches weist daraufhin, dass der Monatszyklus einmal als Wanddekoration in die Vertäfelung eines Raums eingelassen war – möglicherweise in einem Kabinett auf der Burg Trausnitz, Ludwigs Herrschaftssitz in Landshut. Da bisher ein Beleg für die Auftraggeberschaft des bayerischen Herzogs fehlte, kommt diesem Bild eine Schlüsselstellung zu: Erstmals stellt es mit einem Motiv in Ludwigs Residenzstadt einen unmittelbar anschaulichen Bezug zum Auftraggeber her.

Erstklassige Provenienz 

Seit Generationen befand sich das bis 2009 unbekannte Bild in Familienbesitz in einer der bedeutendsten Privatsammlungen Alter Meister Schottlands, die im 19. Jahrhundert durch den britischen Kunsthistoriker Sir William Stirling-Maxwell (1818–1878) begründet wurde. Stirling-Maxwell hatte ein besonderes Interesse an spanischer Malerei und auf einer seiner Spanienreisen hat er vermutlich auch dieses Meisterwerk der süddeutschen Renaissancemalerei erstanden. Auf die Herkunft aus dem spanischen Königshaus verweist der geschnitzte Barockrahmen des Bildes, den das spanische Königswappen der Bourbonen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekrönt. Durch die vielfältigen dynastischen Beziehungen zwischen den bayerischen Wittelsbachern, dem Haus Habsburg und dem spanischen Königshaus ist das Bild wahrscheinlich schon relativ früh aus Landshut vermutlich zunächst durch eine eheliche Verbindung an den Kaiserhof in Wien und von dort dann nach Spanien gelangt. Eine Option wäre beispielsweise die Vermählung der Maria Anna von Bayern (1574–1616), Tochter Herzog Wilhelms V., mit Kaiser Ferdinand II. Ihre Enkelin Maria Anna wurde die Gemahlin von König Philipp IV. von Spanien.

Ein Werk nationalen Kulturguts kehrt nach Bayern zurück 

Mit dem Erwerb des zauberhaften Gemäldes kehrt ein historisch und künstlerisch bedeutendes Werk aus dem weltweit zerstreuten Kunstbesitz Herzog Ludwigs X. wieder an seinen Ursprungsort zurück. Zuletzt war ein solcher Rückkauf 1987 mit dem Erwerb des Gemäldes "Die Mäßigung" von Herman Posthumus gelungen. In der Stadtresidenz, dem spektakulären Stadtpalast Herzog Ludwigs X. und frühestem Beispiel vollendeter italienischer Renaissancearchitektur nördlich der Alpen, wird es nun in unmittelbarer Nähe zum Schauplatz des Geschehens ausgestellt und vom Rang des bayerischen Herzogs als bedeutendem Kunstmäzen und Auftraggeber zeugen. Erstmals ist damit wieder ein Werk seines Landshuter Hofmalers Hans Wertinger, einem bedeutenden Meister der süddeutschen Renaissancemalerei und Porträtisten der Wittelsbacher Herzöge, am authentischen Ort zu sehen.

Zu besichtigen ist das Gemälde in der Stadtresidenz Landshut im Rahmen der Residenzführung von April bis September von 9 bis 18 Uhr und von Oktober bis März von 10 bis 16 Uhr. Jeden 3. Samstag im Monat (das nächste Mal am 16. Juli) bietet sich die Möglichkeit der individuellen Besichtigung ohne Führung. Ausführlichere Führungen gibt es Dienstag, Donnerstag und Sonntag, um 14 Uhr.


Anschrift:
Stadtresidenz Landshut, Altstadt 79, 84028 Landshut
Telefon (08 71) 2 51 42 oder (08 71) 9 65 94 90, Fax (08 71) 27 63 93 17

Informationen:
Burgverwaltung Landshut
Burg Trausnitz 168, 84036 Landshut
Telefon (08 71) 9 24 11-0, Infoline (08 71) 9 24 11-44, Fax (08 71) 9 24 11-40
burgverwaltung.landshut@bsv.bayern.de, www.burg-trausnitz.de

Öffnungszeiten:
April-September: 9-18 Uhr · Oktober-März: 10-16 Uhr
Montags geschlossen

Geschlossen am:
1.1., Faschingsdienstag, 24.12., 25.12., 31.12.

Jeden Dienstag, Donnerstag und Sonntag um 14 Uhr erweiterte Führungen (mit Räumen im Erdgeschoss). Jeden 3. Samstag im Monat freier Rundgang (ohne Führung)

Eintrittspreise 2011:
3,50 Euro regulär · 2,50 Euro ermäßigt

Kombikarte Burg Trausnitz / Stadtresidenz Landshut:
8,- Euro regulär · 6,- Euro ermäßigt

 

Presse-Informationen:
Ines Holzmüller und Dr. Jan Björn Potthast
Pressesprecher der Bayerischen Schlösserverwaltung
Telefon (0 89) 1 79 08-160 und -180, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 6. Juli 2011


 
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