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17. September 2003

Pressemitteilung

Schlosspark Nymphenburg: 200 Jahre Pumpwerke von Joseph von Baader

Wenigen Besuchern des Nymphenburger Schlossparks ist bekannt, dass der Park neben herausragenden Kunstdenkmälern auch einige der bedeutendsten Monumente der frühen Technikgeschichte in Bayern beherbergt. Die gusseisernen Pumpwerke im "Grünen Brunnhaus" (von 1803) und im "Johannisbrunnhaus" (von 1808) treiben bis heute die beiden großen Fontänen des Parks.

Im Sommer 2003 jährte sich die Errichtung der beiden Pumpwerke im "Grünen Brunnhaus" durch Joseph von Baader zum 200. Male. Sie gelten als die ältesten ständig in Betrieb befindlichen Maschinen Europas und sind Technische Denkmale ersten Ranges.

Anlässlich ihres 200. Jubiläums werden die Pumpwerke im Rahmen einer kleinen Dokumentation zu ihrer Technik und Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1803 ersetzte der Ingenieur Joseph von Baader die barocke Pumpanlage von 1767 im "Grünen Brunnhaus" durch eine leistungsfähigere nach seiner Erfindung. Sie gilt als die älteste, seit ihrer Erbauung ständig arbeitende Maschine Europas und als Meilenstein der Ingenieurkunst.

1808 konnte Baader auch im "Johannisbrunnhaus" eine größere Maschine für die Fontäne vor dem Schloss anlegen. Das Pumpwerk war nun aus Metall, konnte somit viel höheren Druck erzeugen und war auch leiser als die barocken Holzpumpen, deren Knarzen schon im 18. Jahrhundert allerwärts als störend bezeichnet worden war.

Eine Besonderheit der Baader'schen Konstruktion ist der Windkessel, der den Leitungsdruck erhöht und ausgleicht. Man brauchte nun die barocken Wassertürme nicht mehr, die für den nötigen Wasserdruck hatten sorgen müssen und konnte stolz Europas "stärkste", also wasserreichste Fontäne aufweisen, die mit etwa 55 Liter pro Sekunde getrieben 8-10 Meter hoch sprang. Napoleon bewunderte diese Fontäne, die noch heute im Hauptparterre des Nymphenburger Schlossparks aufsteigt, 1805 bei einem Aufenthalt und beauftragte Joseph von Baader, in Versailles ähnliche Pumpwerke zu errichten. Der Auftrag wurde nicht verwirklicht.

Die beiden Pumpwerke im "Grünen Brunnhaus" treiben die parkseitige Fontäne. Das westliche trägt die Inschrift MAXIMILIANI IOSEPHI IV. ELECTORIS IUSSU & AUSPICIIS construxit IOSEPHUS BAADER Inventor MDCCCIII. (Auf Befehl und unter der Herrschaft des Kurfürsten Maximilian Joseph IV. hat der Erfinder Joseph Baader [dies] 1803 konstruiert.) Aus der Inschrift spricht der Stolz des Ingenieurs, der eine Maschine von genialer Einfachheit, klassischer Form und perfekter Durchbildung schuf: Maschinenbau galt damals als hohe Kunst. Schon die sorgsam schattierten Entwurfszeichnungen künden vom hohen Anspruch des Konstrukteurs.

Joseph von Baader gehörte zu den wichtigsten Ingenieur-Konstrukteuren seiner Zeit. Vom Medizinstudium wandte er sich der damals jungen Disziplin Maschinenbau zu und studierte 1786 bis 1794 in England, dem Mutterland der Industriellen Revolution. Schon durch Veröffentlichungen berühmt, wurde er 1794 nach Bayern zurückgerufen, 1796 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und 1798 Direktor des Berg- und Maschinenwesens in Bayern. Seine "Theorie der Saug- und Hebepumpen" von 1797 fand die Aufmerksamkeit Kurfürst Max IV. Josephs von Bayern, der Baader 1802 mit der Anlage neuer, starker Fontänen in Nymphenburg beauftragte.

Joseph von Baader hat u. a. um 1830 die modernen Förderanlagen der Saline in Reichenhall entworfen und den ersten Plan für den Ludwig-Donau-Kanal geschaffen.

Geöffnet: Ostern bis 15. Oktober: täglich von 10 bis 16 Uhr, im Winter geschlossen

 

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Claudia Albrecht, Bayerische Schlösserverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit
Telefon (0 89) 1 79 08-160, Fax (0 89) 1 79 08-190, presse@bsv.bayern.de


Pressemitteilung 17. September 2003


 
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